Ovaler Holzrahmen mit rückseitiger Aufhängung, oben mit drei Schwüngen, unten beidseitig mit c-förmigen Auskragungen. Die gesamte Oberfläche ist reich dekoriert mit aus Glas gefertigten Applikationen, mittig ein ovaler Spiegel, der an den Rändern stark angelaufen ist. Sie sind direkt um die Spiegelfläche angeordnet als Kranz mit facettierten Perlen aus türkisem Glas, einzelne Fehlstellen. Die gesamte Rahmenoberseite ist überzogen mit von unten nach oben überlappend angeordneten ofengeformten, spitz zulaufenden Blättern, an den Rändern gekniffen und mit dem Waffeleisen strukturiert, befestigt mit eisernen Nägeln. Viele der äußeren Blätter sind abgebrochen oder fehlen gänzlich. Zentriert jeweils oben und unten ziert eine große Blume aus opak-hellblauem Glas, einfach verschraubt. Auf Höhe des linken und rechten oberen Schwungs sind Reste weiterer Applikationen aus opalisierendem Glas erkennbar. Alle Metallbefestigungen sind verrostet, die Glaselemente des Spiegelrahmens nahezu alle lose und stark verschmutzt.
Die diversifizierten Handwerksbetriebe der Venedig vorgelagerten Glasmacherinsel Murano stellten bereits im 18. Jahrhundert Spiegel mit dieserart Applikationen und prunkvoll arrangierten Rahmungen her. Noch heute entstehen dort Spiegelrahmen nach demselben Prinzip und in vergleichbarer Gestalt. Meist integriert deren Machart segmentförmig in Bogenform gearbeitete Spiegelplatten am Rahmen. Dieses Exemplar mit dem sehr seltenen Dekor ganz aus handgefertigten Glas-Blättern wurde 1952 aus unbekannter Quelle erworben. Ein Herstellersignet fehlt, auch ist seine Provenienz nicht dokumentiert. Eine Datierung lässt sich aus diesem Grund lediglich anhand des Zustands und unter Vorbehalt in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts festlegen. [Verena Wasmuth]