Der Ballenstedter Zeichenlehrer Carl Jordan zeichnete den einstigen Wohn- und Dienstsitz des Dichters und Domsekretärs Johann Wilhelm Ludwig Gleim anlässlich der Eröffnung desselben als Museum für einen Bericht in der "Illustrierten Zeitung". Nicht der Hausrat des fast 60 Jahre zuvor gestorbenen Dichters, nicht Schreibtisch, Feder, Nachtstuhl oder Buckelkratzer und auch nicht in erster Linie Gleims eigenes literarisches Werk waren hier musealisiert worden, sondern seine Sammlungen: eine stattliche Bibliothek aller Wissensgebiete mit einem besonderen Schwerpunkt bei der deutschsprachigen Belletristik der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das erste deutsche Literaturarchiv und die größte Porträtgalerie des literarischen Deutschland der Aufklärung. Mithin bewahrt das Haus hinter dem Halberstädter Dom einmalige Sammlungen von höchstem literatur-, kunst- und kulturgeschichtlichem Wert, die nicht allein Werk und Wirken des Dichters selbst vergegenwärtigen, sondern weit über diesen hinaus die ‚Gelehrtenrepublik‘ der deutschen Aufklärung, die durch Gleim in Halberstadt ein kommunikatives Zentrum hatte.
Der Träger des neuen Museums war die Gleim‘sche Familienstiftung, die von dem Halberstädter Dichter gemeinsam mit zwei seiner Brüder, die wie er unverheiratet und ohne Erben geblieben waren, im Jahr 1781 gegründet worden war. Die Stiftung hatte den Zweck, die Erziehung und Ausbildung von Söhnen und Töchtern der Familie zu unterstützen. Doch hatte Gleim mit diesem Stiftungsakt zugleich für die Zukunft seiner Sammlungen gesorgt, indem er eine juristische Körperschaft geschaffen hatte, die seinen Nachlass übernehmen konnte.
Die Vorzeichnung zu der Innenansicht, die in der "Illustrirten Zeitung" erschien, ist verschollen. Die Außenansicht konnte 2010 aus dem Kunsthandel erworben werden.