Heß’ Werk ist sehr facettenreich und vielfach beeinflusst. So u.a. durch Braque und Picasso im Frühwerk. Im Spätwerk kehrte Heß immer mehr zum Figurativen zurück. Das Gemälde »AIDS« fällt in diese Phase seines Werks, in der er den Gegenstand immer mehr von seiner Dreidimensionalität löste und in die Fläche übertrug. Es zeigt seine Beschäftigung mit der Lebensumwelt und mit dem aktuellen Zeitgeschehen. Das 1988 entstandene Bild ist Ausdruck der Ratlosigkeit gegenüber der neuen Bedrohung durch die Krankheit Aids: Das Wort AIDS steht am oberen Bildrand, als ständige, wenn auch schwer zu erkennende Gefahr über zwei sich umschlingenden Liebenden. Diese sind in ihrer Flächigkeit fast zur Unkenntlichkeit verfremdet.
Geboren 1904 in Trier, gestorben im Jahr 1998 hat Reinhard Heß fast ein gesamtes Jahrhundert Trierer Kunstgeschichte miterlebt und geprägt. Während seiner Ausbildung als Dekorationsmaler besuchte er die Kunstgewerbeschule, die ihn und viele andere Künstler nachhaltig beeinflusst hat. Seit 1930 lehrte er selbst an der Kunstgewerbeschule bis er 1935 von den Nationalsozialisten aus dem Schuldienst entfernt wurde. Nach dem Krieg kehrte er von 1947 bis 1969 an die Werkschule zurück.