Original: Deutsch
Im ersten Obergeschoß des Dürkheimer Heimatmuseums, in dem Raum,der sich mit
dem religiösen Leben und einigen herausragenden Persönlichkeiten unserer Stadt
befaßt, ist ein barocker Grabstein des ehemaligen kurpfälzischen Stiftsschaffners
Johann Daniel Widder ausgestellt. Von seinem Amtssitz in Dürkheim aus verwaltete
er die Gefälle des ehemaligen Klosters Limburg. Widder starb 1742 in Wachenheim.
Sein Sohn, Johann Goswin Widder, (1734 - 1800), der in Dürkheim geboren wurde,
zählt zu den bedeutendsten Topographen des 18.Jahrhunderts. Er war unter anderem
Sekretär der kurfürstlichen geheimen Kanzlei in Mannheim, Oberlandesregierungsrat
bei der Kurpfalz - bayerischen Oberlandesregierung in München und später Vize-
direktor der kurpfälzischen Hofkammer in Mannheim. Widder war außerdem Mitglied
der kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften und Sekretär der berühmten
Frankenthaler Porzellan-Manufaktur. Er hinterließ viele wissenschaftliche Arbeiten,
topographisch-geschichtlichen, wie naturwissenschaftlichen Inhalts. Sein bedeutend-
stes Werk war die vierbändige "Geographisch-historische Beschreibung der kur-
fürstlichen Pfalz", die 1788 erschien. Nach Ober- und Unterämtern geordnet,
beschreibt Widder in diesem Werk sämtliche Gemeinden der ehemaligen Kurpfalz
im ausgehenden 18.Jahrhundert. Es gehört, neben der 1776 erschienenen "Natur-
geschichte der in der Kurpfalz einheimischen Pflanzen" des Dr. Pollich aus Kai-
serslautern, (nach ihm ist die Gesellschaft Pollichia benannt) zu den Standard-
werken der kurpfälzischen Literatur und trug wesentlich dazu bei - wenn auch
verspätet - das Zusammengehörigkeitsgefühl der Kurpfälzer zu wecken und zu
fördern. In Widders Werk fehlt indessen die Beschreibung von Dürkheim, weil unsere
Stadt nicht zur Kurpfalz gehörte, sondern leiningisch war. Dagegen sind die Limburg,
Hausen, Grethen, das ehemalige Kloster Schönfeld, die Saline Philippshall, Pfeffingen,
der Michelsberg und der "Michelsmarkt" (heute Wurstmarkt) eingehend beschrieben
bzw.erwähnt.
Widder schrieb auch eine Geschichte der Limburg, die nicht veröffentlicht wurde,
deren Vorarbeiten aber in der Heidelberger Universitäts-Bibliothek erhalten
sein sollen.
Neben den topographisch-historischen Forschungen beschäftigte sich Widder
mit agrarwissenschaftlichen Problemen. So verfaßte er 1765 eine Denkschrift
"Zur planmäßigen Bekämpfung des Rebenstechers", ein Insekt, das dem pfälzer
Weinbau zwischen Landau und Dürkheim im 18. Jahrhundert heimsuchte und Schäden
an den Rebstöcken bis zu 90 Prozent verursachte. Die kurpfälzische Regierung
ließ Widders Denkschrift drucken und an alle Oberämter zur Belehrung der
Winzer verschicken.
Im Heimatmuseum ist die Fotografie eines Pastellbildes Widders zu sehen, das
sich im Mannheimer Schloßmuseum befand,ebenso sind im Original die vier
Bände der "Geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz"
ausgestellt.
Bernhard Orth
Quelle: Pfälzisches Museum Heft 1/2 1932
"Rhein-Neckar-Land" Dezember 1968