Lieblich, süß und voller Gefahren: Schutzengeldarstellungen im 19. Und frühen 20. Jahrhundert
Mit der Einführung der Chromolithographie und dem Églomisé-Verfahren konnten Schutzengelbilder auf unterschiedliche Weise vervielfältigt werden. Auch wenn bildliche Darstellungen von Schutzengeln vor allem in katholischen Gegenden hergestellt und gezeigt wurden, so waren sie doch seit Ende des 19. Jahrhunderts auch in vielen Wohnstuben protestantischer Familien vertreten und ein prägendes Element für die Bilderwelt des vorletzten Jahrhundert-Wechsels. Noch stärker, als in der Zeit davor, erschienen Schutzengel nun als Begleiter von Kindern, die von ihnen getröstet, bewacht, behütet, beobachtet und in Gefahrensituationen beschützt wurden. Diese erfüllten somit dem Streben einer für das 19. Jahrhundert typischen bürgerlichen Pädagogik. Die Bilder hatten nun oft sehr vordergründige Warnfunktionen: die Kinder sollten aus ihnen lernen, bestimmte gefährliche Situationen oder Verhaltensweisen zu vermeiden. Zugleich aber sollten sie auch Trost und Zuversicht aus dem im Bild enthaltenen Versprechen himmlischer Hilfe gewinnen.
Schutzengel behütet Kinder am Abgrund und auf einer Brücke, Chromolithographien, um 1910
(Bestand Deutsches Schutzengelmuseum Bretten)