Holzstich aus einer unbekannten Publikation, die einen Reisebericht über Mainz enthält. Er zeigt die Überführung des Sarges des Minnesängers Heinrich von Meißen, genannt "Frauenlob" (1250/60-1318) in den Kreuzgang des Mainzer Domes, einen Ort, an dem sonst nur der Klerus bestattet wurde. Seinen Namen erhielt er für sein umfangreiches Gedicht zu Ehren der Jungfrau Maria.
Der Überlieferung nach sollen ihn zahlreiche Frauen zu Grabe getragen haben, um ihm für seine Lieder zu danken. In der Grafik wird der Sarg von acht Frauen gehalten, die eine bodenlange Tracht und Kränze im Haar tragen. Die Sarggirlande wird wie eine Schleppe von einer Frau gehalten, die mit weiteren Frauen im Hintergrund folgt.
"Von seiner Herberge bis zur Grabstätte trugen ihn Frauen und erhoben um ihn großes Weinen und Wehklagen, um des großen Lobes willen, welches der Sänger dem ganzen weiblichen Geschlecht zeit seines Lebens erteilt hatte. Und mit den Tränen zugleich gossen sie eine Fülle edlen Weins auf Meister Heinrichs Grab, daß der Wein durch den ganzen Umgang der Kirche floß.", erzählt Ludwig Bechstein in seinen "Rheinsagen" von 1912.
Mainzer Frauen ließen 1842 ein Grabdenkmal errichten, das Ludwig Schwanthaler (1802-1848) schuf.