Wilhelm Zahn (1800-1878), Sohn eines Dekorationsmalers, hatte zunächst eine Ausbildung an der Kunstakademie in Kassel erhalten und sich dann aber auf die klassische Altertumskunde verlegt. Ab 1825 nahm er die Malereien aus Pompeji genauestens auf, wurde zum besten ihrer Kenner und edierte von 1828 bis 1859 in Berlin „Die schönsten Ornamente und merkwürdigsten Gemälde aus Pompeji, Herculanum und Stabiae“ als Tafelwerk mit wissenschaftlichem Kommentar, eine von den Zeitgenossen begeistert aufgenommene Leistung.
Aus dem Vorkriegsbestand hat das Brandenburger Museum drei Malereien in Öl auf Papier oder Pappe in der Sammlung, die in diesem Zusammenhang - ob als Vorarbeit oder als spätere Einzelarbeit - gehören. Zwei Motive lassen sich nahezu identisch in der Edition nachweisen, diese ist eine in diesen Zusammenhang gehörende freiere Komposition. Die wissenschaftliche war bei Wilhelm Zahn und seinen Zeitgenossen noch mit der künstlerischen Tätigkeit aufs Engste verbunden, die Fehlstellen in dem pompejanischen Malereien regten zudem zu deutenden Ergänzungen an. Hier reitet die Meeres- und Liebesgöttin Amphritite auf Triton, einem Mensch-Fisch-Wesen der antiken Mythologie, von Musizierenden begleitet. Putti haben ein schützendes Tuch hinter ihr aufgespannt, ganz rechts greift auch Triton in die Lyra.
Es handelt sich um eine nicht ganz vollendete Malerei, wie man am Speer der Amphritite erkennen kann. Sie ist Öl auf Bütten gemalt, alt auf Pappe aufgezogen und in der Mitte unten mit Feder bezeichnet "W. Zahn". Die Malerei ist beschichtet und dadurch gräulich. Leichte Risse und Abriebspuren sowie Fehlstellen beeinträchtigen das Erscheinungsbild der feinen klassizistischen Malerei. Erkennbar ist auch rechts oben die Altnummer der Sammlung "13541 III 4", letzteres wohl ein Hinweis auf das 4. Heft des III. Bandes (1852-1858) der Zahnschen Edition mit ähnlicher Triton-Darstellung. (ib)
Die Malerei gehört zum Altbestand des Museums.