Dieses Stickmustertuch wurde von einer Schülerin der Gmünder Industrieschule hergestellt. Es diente ihr als Übungsmedium um das damals für Hausfrauen wichtige Sticken zu erlernen. Tücher dieser Art waren bis in die 1920er Jahre fester Bestandteil der Mädchenerziehung bzw. -ausbildung.
In den oberen Reihen probierte sich das Mädchen an einfachen Mustern und Bordüren. Hier galt es in immer gleichem Abstand präzise und sauber ähnliche Muster zu wiederholen. Darunter kommen Buchstabenreihen und Zahlen. Buchstaben waren einerseits wichtig zur Verzierung von Textilien, andererseits um einzelne, undekorierte Wäschestücke ihren Besitzern zuordnen zu können. Dies erleichterte nicht nur die Verteilung der Wäsche innerhalb des Hauses, es war auch wichtiges Merkmal, wenn Wäsche zur Reinigung oder Reparatur außer Haus gegeben wurde. Nach dem Schriftzug der Schule und der Jahresangabe folgen die Initialen der Herstellerin. Neben diesen befinden sich zusätzlich drei Quadrate, die Übungen zum Stopfen und Flicken waren.