Heß’ Werk ist sehr facettenreich und vielfach beeinflusst, unter anderem durch Braque und Picasso im Frühwerk. Die 1965 entstandene abstrakte Komposition lebt von kräftigen schwarzen Pinselstrichen, die an japanische Kalligrafie erinnern. Einzelne Flächen im Netz der schwarzen Linien sind mit grauer Farbe leicht transparent ausgefüllt und mit einzelnen magentafarbenen Farbflecken versehen. Die Arbeit lebt von der Auflösung des Raums in die Fläche. Die starken Farbkontraste sowie der kräftige Pinselstrich lassen die Vitalität des Künstlers spüren. Die Hand des Künstlers hat deutliche Spuren des kreativen Prozesses auf dem Papier hinterlassen.
Geboren 1904 in Trier, gestorben im Jahr 1998, hat Reinhard Heß fast ein gesamtes Jahrhundert Trierer Kunstgeschichte miterlebt und geprägt. Während seiner Ausbildung zum Dekorationsmaler besuchte er die Kunstgewerbeschule, die ihn und viele andere Künstler nachhaltig beeinflusst hat. Seit 1930 lehrte er selbst an der Kunstgewerbeschule, bis er 1935 von den Nationalsozialisten aus dem Schuldienst entfernt wurde. Nach dem Krieg kehrte er von 1947 bis 1969 an die Werkschule zurück.