In der Ingolstädter Altstadt wurden auf dem Grundstück Schrannenstraße 2 an der Ecke Am Stein im April 1956 bei Bauarbeiten zwei fünf bis sieben Meter tiefe Brunnenschächte aufgedeckt. In ihnen befand sich neben Hohl- und Flachglasscherben, Tierknochen und Ziegelfragmenten eine "Unmenge von Tongefäßen mittelalterlichen Ursprungs", darunter auch komplette Gefäße. Nähere Angaben zu den Fundumständen wurden weder bei der Veröffentlichung, noch im Inventarbuch des Stadtmuseums gemacht.
Die Gefäße sind teils überrestauriert, zeigen dadurch aber im Foto besonders anschaulich die beiden spätmittelalterlichen Warenarten in der Ingolstädter Altstadt. Dominierend ist die “Jüngere Drehscheibenware“ mit einer Farbpalette von Gelborange bis Schwarz. Etwa ein Drittel der Keramikfunde der Altstadt besitzt eine deutlich weiße bis beige Färbung und wird der sogenannten „Ware Pollenfelder Art“ zugeschrieben, die ihre Hauptverbreitung auf der nördlich benachbarten, Fränkischen Alb hat. Die Herstellung dieser Drehscheibenware in einer Ingolstädter Töpferei ist bisher noch nicht nachgewiesen.
Die Ursprünge der „Ware Pollenfelder Art“ liegen im 14. Jahrhundert. Besonders typisch sind neben ihrer Scherbenfarbe rote Engobestreifen als Schulterzier. Die Bügelkanne aus Ingolstadt trägt stattdessen die seit dem frühen Spätmittelalter typische Riefenzone auf der Schulter. Der kleine Topf mit einzelner Horizontalriefe auf der Schulter gehört dagegen an das Ende des Mittelalters und in die frühe Neuzeit. Das Spardosenfragment im Vordergrund gehört einer Warenart an, die durch einen rötlichen Scherben mit weißen Engobestreifen charakterisiert ist. In der Altstadt von Ingolstadt ist sie nur in Einzelstücken vertreten. Teller mit Malhorndekor und Glasflaschenfragment sind jüngere Beifunde.