Wer sich selbst nicht mehr zu helfen wusste, weil ihm Unrecht getan wurde, wer Konkurrenten ausschalten wollte, betrogen oder bestohlen wurde, suchte Rache!
Hilfe fand man für die Umsetzung oft ganz perfider Rachepläne bei den Unterweltsgöttern. Für einen Verfluchungsakt wurden an geheimen Orten komplizierte Riten ausgeführt und Gaben geopfert, natürlich in Hoffnung auf baldige Erfüllung des jeweiligen Schadenzaubers. Formeln, magische Zeichen und Verwünschungen ritzte man dafür in Bleitafeln, die zusammengerollt versteckt wurden.
Aus Trier sind 21 Fluchtafeln – defixiones – bekannt. Allein 18 stammen aus dem Keller des Amphitheaters.
Bislang fanden sich ca. 1600 dieser Tafeln, in allen bekannten antiken Sprachen verfasst, im gesamten Römischen Reich.
Das Material ist bis auf wenige Ausnahmen Blei, ein übelbringendes Medium, wie man in der Antike glaubte, und außerdem weich genug, um ohne große Mühe hineinzuritzen.
Mit der gewünschten Rache war man nicht kleinlich, denn die Flüche sind derb, manchmal blutig, oft wurde sogar der Tod eines Gegners gewünscht.
Der Verfluchende nannte sich aus Angst vor Entdeckung natürlich nicht selbst. Der Text der defixio ist auf Latein verfasst, seine Übersetzung lautet:
Wenn du, Gott, Hostilla, Tochter der Racatia, vernichtet hast,
weil sie mich betrogen hat, werden wir dich, der du uns erhört hast,
(mit einem Opfer) verehren.