Das Werk des amerikanischen Künstlers Morris Louis war zu dessen Lebzeiten nicht sehr bekannt. Erst nach seinem Tod bekam Morris Louis für seine Arbeiten die Anerkennung, die ihm gebührt. Das Gemälde "Molten" von 1961, das Louis kurz vor seinem Tod im Jahr 1962 angefertigt hatte, gehört zu seiner letzten Werkgruppe, den "stripes" (Streifen). Leuchtende Farbbahnen ergeben ein aktives Feld, die Symmetrie ist völlig aufgegeben. Die vertikalen Streifenbündel konzentrieren sich auf einer Bildseite, die Farbe scheint vom unteren Bildrand unvermittelt aufzusteigen, im oberen Bildfeld rinnen die Bahnen fransig aus. Die einzelnen Farbbahnen treten miteinander in Beziehung, dadurch, dass sie kaum wahrnehmbar ineinander verfließen. Diese subtile Interaktion der Farbe nimmt den Rändern die Schärfe, belässt jedoch die Klarheit der einzelnen Farbbänder. In diesen letzten Bildern erhält das malerische Konzept von Morris Louis eine Intensivierung, die mit einem strengen, reflektierten Vokabular eine reiche und disziplinierte Bildwelt hervorbrachte. In allen seinen Werkgruppen hat Louis die Malerei radikal neu durchdacht und schließlich unmittelbare, der Farbe eigene Formen entwickelt. Die Farbe dient bei ihm nicht mehr dem Selbstausdruck des Künstlers, sie wird autonom und neues Faktum. So wurde Morris Louis wegweisend für eine neue Künstlergeneration. Er gehörte zu den wenigen Künstlern des 20. Jahrhunderts, deren Werk den Lauf der Malerei verändert hat.
Rückseitig signiert und datiert "M. Louis 61", rückseitig bez. "Molten".
Stiftung Sammlung Kurt Fried