Auf einem Gestell mit sechs sich verjüngenden Beinen auf Kugelfüßen ruhen übereinander ein Sockel mit sechs Schubladen, ein Pult und ein Aufsatzschrank. Die Pultklappe ist zurückgesetzt und angeschrägt, der dreiteilige Aufsatz hat in der Mitte eine Tür, rechts und links davon je drei Schubladen. Die Beschläge des gesamten Stückes sind aus Holz. Beine, Schubladen, Tür und Pultklappe sind mit Marketeriefeldern (Metalleinlegearbeiten) in Zinn verziert. Symmetrische Akanthusranken mit Putten schmücken die frontal sichtbaren Felder. Das Hauptfeld der Pultklappe aber zeigt das Motiv der "Maria vom Siege", der Madonna, die auf der Weltkugel die Schlange zertritt. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts verändern sich die deutschen Möbel so stark, dass sie sich nur noch nach regionalen Besonderheiten zuordnen lassen. So geht man z.B in Süddeutschland in dieser Zeit dazu über statt des Ebenholzfuriers, ein gemasertes Nussholz einzusetzen. Ab 1740 entwickelte sich aus der Form des Kabinettschranks der Schreibschrank (Schreibsekretär). Ein signiertes Vergleichsstück stammt von Johann Georg Wahl in Osthofen, laut Inschrift von 1745. Eine Inschrift mit Signatur ist sehr selten, denn deutsche Kunstschreiner signierten kaum eines ihrer Stücke. Für sie stand die handwerkliche Qualität im Vordergrund. Oft stammten die Entwürfe für die ornamentalen Verzierungen von Malern oder Bildhauern.
D.N.