Das schwarz lackierte Herrenfahrrad dürfte in der Zeit zwischen 1930 und 1940 entstanden sein. Dies lässt sich anhand des Dynamos der Firma „Radsonne“ nachvollziehen, dessen Logo auf die 1930er-Jahre verweist. Weitere Bestandteile sind ein Sattel des Bielefelder Unternehmens Wittkop & Co. und Reifen der Firma Continental aus Hannover.
Besonderheit des ausgestellten Fahrrads ist der Antrieb mittels Kardanwelle. Diese ungewöhnliche Mechanik wurde damals als kleidungsschonend beworben, da die Möglichkeit einer Verschmutzung an einer geölten Fahrradkette ausgeschlossen ist. Die Kardanwelle ist eine aus zwei Teilen bestehende Welle, die beweglich miteinander verbunden sind. Sie befindet sich in einer der unteren Streben, die zwischen Pedalen und Nabe des Hinterrads positioniert sind. Mittels kegelförmiger Zahnräder wird die Bewegung in die Vertikale übertragen.
Fahrräder verbreiteten sich in der Bevölkerung ab den 1920er-Jahren, ab etwa 1925 waren sie regulär mit Beleuchtung ausgestattet. Das Gefährt galt als relativ günstiges Fortbewegungsmittel, das auch für Menschen aus der Arbeiterschicht erschwinglich wurde. Dennoch blieb es zunächst gut behüteter Besitz und wurde Bekannten und Freunden gern als Prestigeobjekt präsentiert. Vor allem zur Absolvierung des Arbeitsweges waren Fahrräder sehr geschätzt, so dass sie nach Möglichkeit stets intakt zu sein hatten.
Das Exponat gelangte um 1980 als Schenkung in die Sammlung des Vestischen Museums (heute RETRO STATION).