In den 214 Jahren seines Bestehens, von der Gründung 1731 bis zur Zerstörung 1945, war das Schloss Neustrelitz das bedeutendste Gebäude der Stadt und des gesamten Herzogtums. Der Schlosskomplex war ein echter Staat im Staat, der von einer Vielzahl von Angestellten bedient wurde. Zu ihren Aufgaben gehörte auch der Abwasch des Geschirrs, dessen Zahl wahrscheinlich in die Tausende ging. Das im Schloss verwendete Servicegeschirr, für die fürstliche Familie und prominente Gäste, der auch für die Bediensteten und Angestellten, war aus hochwertigem Porzellan.
Die hier vorgestellten Teller sind als Geschenk ins Kulturquartier gelangt. Sie sind ein Beispiel für große Handwerkskunst in der Verarbeitung von Porzellan, auch wenn sie nicht die höchste Qualität auf.
Beide Teller sind in sehr gutem Zustand und wurden Anfang des 20. Jahrhunderts hergestellt. Die Objekte sind mit transparenter Aufglasur und Vergoldung bemalt. In der Mitte der Teller befinden sich kleine bunte, handgemalte Blumensträuße. Die Durchbruchrand ist in blauer Farbe gehalten und mit feinem aufwendigem Goldzahndekor und Relief verziert.
Leider sind die Porzellanmarken auf beiden Teller heute nur noch schlecht lesbar, aber vieles deutet darauf hin, dass sie von der Porzellan-Manufaktur Nymphenburg hergestellt wurden.
Die Porzellan Manufaktur Nymphenburg wurde 1747 gegründet, nachdem der Kurfürst von Bayern, Maximilian III. Joseph, nach seinem Regierungsantritt 1745 die Gründung von Manufakturen zur Verbesserung der Staatsfinanzen gefördert hatte. Das Unternehmen ist auch heute noch tätig, und seit April 2012 lautet der offizielle Firmenname Königliche Porzellan Manufaktur Nymphenburg GmbH & Co. KG.
Die Geschichte dieser beiden Teller ist besonders interessant. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen sie an den Händler und Versteigerer Rudolf Funke. Von ihm wurden sie von der Familie Otto, die in Neustrelitz lebte, erworben und bis 2019 in deren Besitz. Zusammen mit Mitgliedern dieser Familie fanden die beiden Teller ihren Weg zunächst nach Hamburg, dann in den Schwarzwald und schließlich nach Karlsruhe. Aus dem letztgenannten Dorf wurden beide Teller nach Neustrelitz zurückgeschickt.