Die Französische Revolution brachte für Frauen - zumindest für eine kurze Zeit - eine Befreiung in der Mode mit sich: In den Jahren um 1800 wurden in Frankreich eng geschnürte Korsetts und unpraktisch ausladende Röcke mit steifen Gestellen durch bequemere Kleidung ausgetauscht. Auch in England gab es eine vergleichbare Entwicklung mit der "Mode à l'anglaise". In Frankreich entwickelte sich vor diesem Hintergrund das Chemisenkleid, ein langes Damenkleid, das mit seinen leichten, durchscheinenden Stoffen an Unterhemden (chemise = frz. Hemd) erinnerte. Abwertend sprach man sogar von "Nacktmode". In Anlehnung an antike Vorbilder wie den griechischen Chiton wurde der Kleiderstil auch als "Mode à la grecque" bezeichnet. Typisch waren fließende Stoffe wie Musselin, weite Ausschnitte und eine Raffung oder Schnürung unterhalb der Brust. Aufgrund der Beliebtheit während der Zeit des Ersten Kaiserreiches ist dieser Kleidertypus, der sich in ganz Europa ausbreitete, auch als Empirekleid bekannt.
Das Kleid gehörte Margarethe Jordan (1785-1842), der Ehefrau von A. Kramer, Geheimrat und Leibarzt der Großherzogin Stefanie von Baden. Es handelt sich um ein Promenaden- oder Ausgehkleid. Dem Empirestil entsprechend ist es mit hoher Taille und einer Raffung unter der Brust versehe, sodass sich eine A-Silhouette bildet. Die Puffärmel sind kurz und mit einem Zierband versehen. Der Ausschnitt ist rund. Der Stoff ist mit kleinen, gestickten Rauten und am Saum mit einer Borte aus gestickten Weintrauben und Weinblättern verziert. [Johanna Kätzel]