Namensgebend für diese spezielle Schrankform ist die ursprüngliche Zusammensetzung aus kastenartigem Schrankoberteil und einem Untergestell aus Stollen, die hier balusterförmig ausgebildet sind. Als Verbindung und gleichzeitige Stabilisierung dient ein in sich verschlungener Kreuzsteg. Der Stollenschrank besticht in erster Linie durch den Kontrast zwischen großen Flächen und rahmenden Kehlen und Wülsten. Der korbbogenförmige Giebel kragt vorn und seitlich weit über und verleiht somit dem Möbel Eleganz und einen spannungsvollen Abschluss. Der Leipziger Tischlermeister Johann Christian Senckeisen (1670–1729) veröffentlichte um 1707 das „Leipziger Architectur-, Kunst- und Seulenbuch“. Darin findet sich ein Kupferstich, auf dem ein fast identisches Möbel dargestellt ist. Noch ist unbekannt, ob Senckeisen der Erfinder dieses Möbeltypus war oder ob er ihn übernommen hat. Ausführlich beschreibt er, wie ein solches Möbel, je nach Verwendung, gestaltet werden könnte – als einfacher Wäscheschrank ohne Eingerichte, als Bücherschrank mit verglasten Türen oder als Sammlerschrank. Das hier gezeigte Möbel ist im Innern sehr schlicht, Spuren einer besonderen Inneneinrichtung finden sich nicht. Es kann daher angenommen werden, dass es als Wäscheschrank Verwendung fand.
Erworben 1946. Ehemals Herrenhaus Leipzig-Paunsdorf.