Objekt: Bibelfliese
Inhalt: O 23 Der Turmbau zu Babel (Gen 11, 3-5)
Werkstatt: Amsterdam
Datierung: um 1750
Literatur: Pluis 2017, 741 f
Bibelmuseum Münster
Die Darstellung auf dieser Bibelfliese scheint als Vorbild einen Stich von Matthäus Merian genommen zu haben. Auffällig sind die im Vordergrund zu sehenden Steinmetze, die in einer Hütte die Steine für den Turmbau vorbereiten. Für die Bearbeitung der Steine benutzen sie klassische Steinmetzwerkzeuge des 18. Jh., wie z. B. den hölzernen Knüpfel, der zusammen mit einem Meißel benutzt wird, um die Steinoberfläche zu glätten. (Lutherbibel 2017)
Der runde Turmbau ist offensichtlich von P. Bruegels bekanntem Bild inspiriert. Die sich über dem Turm zusammenziehenden Wolken könnten auf Gott hindeuten, der auf den Turm herniederfährt
Diese Keramikfliesen stellen biblische Szenen dar. Es sind um die 600 verschiedene Motive sowohl aus dem Alten als auch aus dem Neuen Testament bekannt, die auf den Fliesen dargestellt werden. Bibelfliesen sind im 17. Jh. in den Niederlanden entstanden. Die Niederlande waren damals calvinistisch geprägt, sodass es erstaunlich ist, dass gerade dort biblische Darstellungen geschaffen wurden. Beim Calvinismus wird das Bilderverbot in Kirchen streng geachtet, allerdings sollten sich die Gläubigen außerhalb der Kirche mit den biblischen Geschichten beschäftigen. Die Bibelfliesen waren in ihrer Herstellung relativ teuer, sodass sie als Zeichen des Wohlstandes in Bürgerhäusern die Wände der Stuben oder der Küche zierten. An ihrem ursprünglichen Platz in den Häusern sind jedoch nur noch wenige Fliesen erhalten. Generell wurden auf den zwischen dem 17. und 19. Jh. hergestellten Keramikfliesen in den Niederlanden aber nur etwa sechs bis acht Prozent mit biblischen Szenen verziert, der Großteil des Dekors der Fliesen waren Blumen, Tiere, Landschaften, Segelschiffe, Hirten und weiteres. Die Werkstatt der Fliesen lässt sich anhand der Eckmotive und der Art und Weise der Bemalung identifizieren, auch die Form der dargestellten Bäume gibt Hinweise auf den Herkunftsort. Die Bilder konnten in verschiedenen Farben gebrannt werden.