Terrine mit hohem Kegelhals und weitem, rund ausgebogenem Trichterrand mit abgerundetem Randabschluss; sehr schmale Schulter und Halskehle; schmaler Bauchumbruch und hohes leicht gewölbtes Unterteil mit abgesetztem Boden; Handhaben: auf der Schulter kreuzständig vier dreieckige, schräg nach oben aufgestellte plattenartige Zipfel, jeweils darunter bzw. unterhalb des Umbruches ebenfalls vier schräg nach unten weisende trapezoide Platten mit sattelartiger Eintiefung; Verzierung: breite Zone waagerechter Schmalriefen an der oberen Halshälfte bis zum Randansatz; drei waagerechte Schmalriefen über dem Halsansatz, "hinter" den Dreieckslappen zeichnen sie die Form der Lappen am Hals nach; zwischen den Handhaben ist der Bauchumbruch mit senkrechten Schmalriefen verziert.
Die Terrine wurde als Urne genutzt und gehört zur Ausstattung eines Brandgrabes, das bereits 1894 bei Bau der Kohlenbahn nach Burgkemnitz entdeckt wurde. Das Grabinventar umfasst weiterhin eine flache Tasse mit tordiertem Henkel, ein Bonzenadelfragment von 10 cm Länge (HK 5044) und ein undefinierbares, feuerdeformiertes Bronzeblechstück von 4 cm Länge (HK 5045). Über die Fundsituation der Gefäße oder den Grabaufbau ist nichts bekannt. Die Funde kamen 1899 als Geschenk in die Sammlung des damaligen Provinzialmuseums.
In Sachsen-Anhalt gibt es zu den beiden Gefäßen keine direkten Vergleichsstücke. Sie wirken im Fundgebiet mit Keramik der Lausitzer Kultur fremd. Erst in der sogenannten Gáva-Kultur Nordostungarns finden sich sehr gute Parallelen vom Gräberfeld Szöreg, die es ermöglichen, die Terrine in das 12. Jh. v. Chr. zu datieren. In diesen kulturellen Kontext passt auch die Tasse mit ihrem tordierten Henkel. Solche Henkel sind an Gefäßen der Lausitzer Kultur selten anzutreffen (vor allem in Sachsen) und treten dann auch oft mit anderen Verzierungen und Applikationen auf, die in die gleiche geografische Richtung verweisen. Mit senkrechten Schmalriefen verzierte Gefäße - besonders Tassen - sind in Sachsen-Anhalt etwa zur selben Zeit anzutreffen - waagerechte Schmalriefen werden in Sachsen-Anhalt erst ab dem 10. Jh. v. Chr. zu einem typischen Verzierungselement an Gefäßkeramik der Lausitzer Kultur.
Wahrscheinlich wurden die Gefäße aus dem Nordosten Ungarns in das Siedlungsgebiet der Lausitzer Kultur importiert. Die fragile Fracht muss unter größter Sorgfalt nach Mitteldeutschland transportiert worden sein und muss eine besondere Bedeutung gehabt haben - vielleicht handelt es sich um Heiratsgut?