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OrtRömische Bäder (Potsdam)x
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Polyedrische (Vielflächen-)Sonnenuhr, Kopie um 1830, Inv. Nr. Skulpt.slg.74

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Skulpturensammlung [Skulpt.slg. 74]
Polyedrische (Vielflächen-)Sonnenuhr, Kopie um 1830, Skulpt.slg.74. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Ziebe, Oliver (Berlin, 2020) (CC BY)
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Beschreibung

Die Inschrift an einer der vier Seiten informiert darüber, dass diese Sonnenuhr für den preußischen Kronprinzen, den späteren König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861), hergestellt wurde. Es handelt sich um eine etwa 1830 gearbeitete Kopie nach dem Vorbild der Sonnenuhr aus dem Schlosspark von Schwedt/Oder aus dem Jahr 1740. Die Anfertigung dieser Kopie steht im Zusammenhang mit der 1829 bis 1835 für den Kronprinzen erbauten Anlage der Römischen Bäder im Park Sanssouci. Seit 1834 ist sie am Weg, westlich vom Gärtnergehilfenhaus nachweisbar. Zwischenzeitlich erhielt sie wenige Meter entfernt einen Platz auf der Weggabelung an der Meierei; 1998 kehrte sie an ihren früheren Standort zurück.

Das originale Kunstwerk in Schwedt stammt aus der Zeit des Markgrafen Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt (1700-1771). Woher dieser die Sonnenuhr bezog, ist bislang unbekannt. Nach dem Aussterben dieser Hohenzollern-Nebenlinie (1788) ging der Großteil des Besitzes an die preußische Krone. Seit 1794 lebten in der Schwedter Residenz kurzzeitig Prinz Friedrich Ludwig Karl von Preußen (1773-1796), Sohn Friedrich Wilhelms II., und seine Gemahlin Friederike (1778-1841), Onkel und Tante von Friedrich Wilhelm IV. Es ist möglich, dass er als Kronprinz Kenntnis von dieser Sonnenuhr, die noch dazu auch seine Initialen trägt, erlangte und eine Kopie bestellte.

Solche Uhren sind besonders häufig in historischen Parks Englands anzutreffen. Als Bestandteil des sentimentalen Gartens dienten sie nicht nur der Dekoration, sondern waren sowohl Statussymbol als auch Luxus- und Schauobjekt. Kunstvolle Vielflächensonnenuhren und die damit verbundene komplexe Zeitablesung an vielen Stellen des Uhrenkörpers erfreuten nicht nur damals die höfische Gesellschaft. Bis heute faszinieren die zahlreichen Nebenuhren die Parkbesucher. Bei Sonnenschein ist fast zu jeder Tageszeit die Stundenangabe an verschiedenen Bereichen zu erkennen. Die Uhr vor den Römischen Bädern, ein aus einem Sandstein-Würfel gehauener Polyeder, steht auf einem säulenartigen Postament. Wegen des Fehlens eines Schattenstabes vermutet man zunächst gar keine Sonnenuhr, bei näherer Betrachtung bemerkt man jedoch mehrere Auffangflächen (Zifferblätter) und Kanten, die die Funktion der Schattenstäbe übernehmen. An etwa 50 Stellen ist bei entsprechendem Wetter und Lichteinfall über den Tag verteilt die Zeit ablesbar.

Silke Kiesant (2020, korrigiert 2023)

Beschriftung/Aufschrift

auf der Oberseite: gespiegeltes „F“, das in ein „W“ übergeht, darunter: „1740 / FriEDrich WilhElm Kronprinz von PrEUSSEn GEB. DEn 15ten OctoBEr 1795“

Vergleichsobjekte

Original in Schwedt, Europäischer Hugenottenpark (ehem. Schlosspark); Kopien: Park Sanssouci, Garten der Villa Liegnitz (Skulpt.slg. 1103, zur Zeit deponiert) und in Privatbesitz auf dem Gut Hanerau in Schleswig Holstein. Ähnliche Vielflächensonnenuhren z.B. in Weimar, Schlosspark Tiefurt; privat sowie aus dem Garten der Villa Rickmers, heute im Kurpark Bad Zwischenahn.

Material/Technik

Sandstein

Maße

Höhe: 40.00 cm, Breite: 33.50 cm Tiefe: 33,50 cm (ohne Postament) Postament: Höhe: 82.00 cm

Ausführliche Beschreibung

Bekrönt wird der Block von einem äquatorial, für die geographische Breite von 52,5° ausgerichtetem Stern mit erhaben ausgearbeitetem Monogramm „FW“ für Friedrich Wilhelm, wobei das „F“ spiegelverkehrt dargestellt ist und in das „W“ übergeht.

Die Nordseite:
Schon die Kanten dieser Initialen dienen als Schattenwerfer für die von der Nordseite sichtbaren Zifferblätter. Auf den Flanken und in den Zwischenflächen befinden sich die Anzeigen für den Vormittag.
1. Das östliche „F“ zeigt die Zeit auch auf dem darunterliegenden Zifferblatt von 5 – 9 und weiter von 10 – 12 Uhr.
2. Ebenso wirft die linke innere Kante des „W“ Schatten von 6 – 10.
3. Die untere Innenkante des „W“ wirft ihren Schatten nochmals auf 4 – 5 – 6 des Morgens.
Ebenso sieht es auf der Nachmittagsseite (Westseite) aus:
4. Unter der Kante des negativen (gespiegelten) „F“ liegt ein Zifferblatt von 12 – 1 – 2 und weiter vermerkt auf dem Buchstabenkörper 3 – 4 – 5 – 6 – 7.
5. Die innere rechte Kante des „W“ zeigt die Stunden 2 – 3 – 4 – 5.
6. Die linke Unterkante des „W“ zeigt die Morgenstunden 4 – 5 – 6 auf dem rechten W-Ast und die Nachmittagsstunden 6 – 7 – 8 auf dem linken W-Ast.
Nun folgen die Indikationen der Sternstrahlseiten, die Spitzen hier im entgegengesetzten Uhrzeigersinn mit 1 bis 12 genannt. Die linken Flanken der Strahlen erhalten den Index „a“, die rechten „b“. Sechs der 24 Flanken des Sterns enthalten keine Indikationen. Somit sind hier 18 Teilsonnenuhren zu sehen. Der Schattenwurf erfolgt über die Spitzen der Einzelstrahlen auf die Flanken der benachbarten Strahlen.
7. Die obere Flanke 1a zeigt die von Spitze 2 geworfenen Schatten die Vormittagsstunden 6 – 7 – evtl. 8.
8. Die nächste Flanke 2a zeigt die von Spitze 3 geworfenen Schatten von 4 – 5 – evtl. 6 des Morgens. Die Flanke 3a bleibt leer.
9. Die Spitze 3 wirft auf Flanke 4b die Vormittagszeit 10 – 11 – 12. Die Flanke 4a bleibt leer.
10. Die Flanke 5b erhält von Spitze 4 die Schatten für 8 – 9 – 10 des Vormittags. Die Flanke 5a bleibt leer.
11. Die Spitze 5 wirft ihre Schatten auf die Flanke 6b mit den Vormittagsstunden 6 – 7 – 8.
12. Die Spitze 6 wirft auf die Flanke 7b die Zeiten (4) – 5 – 6.
13. Die Spitze 7 wirft auf die Flanke 8b die Morgenstunde 4 (Solstitium/Sonnenwende).
Nun beginnen die Nachmittagsstunden:
14. Die Spitze 1 wirft auf die Flanke 2b die Nachmittagsstunden 3 – 4.
15. Die Spitze 2 zeigt auf Flanke 3b die Nachmittagszeit 12 – 1 – 2.
16. Die Spitze 7 beschattet auf Flanke 6a die Abendstunde 8.
17. Die Spitze 8 wirft auf die Flanke 7a die Abendstunden 6 – 7 – 8.
18. Die Spitze 9 zeigt auf Flanke 8a die Nachmittagsstunden (3) – 4 – 5 – 6. Die 6 dann, wenn die Strahlen parallel zu 9b einfallen.
19. Die Spitze 10 wirft auf Flanke 9a die Nachmittagsstunden 2 – 3 – 4.
20. Die Kante der Spitze 11 zeigt auf 10a die mittägliche Zeit 12 – 1 – 2. Gleichzeitig wirft sie auf Flanke 12b die Abendstunden (6) – 7 – 8.
21. Die Spitze 12 wirft auf Flanke 11a die Vormittagsstunden 10 – 11 – 12 und auf 1b die Abendstunden 5 – 6.
22. Auf die Flanke 2b wirft die Spitze 1 die Nachmittagszeit (2) – 3 – 4.
23. Daneben finden sich noch zwei äquatoriale Zifferblätter Nr. 24 und 25, beschattet durch die Kanten 5 und 9, mit den Vormittagsindikationen 6 – 7 – 8 – 9 – 10 – 11 – 12 und den Nachmittagsstunden 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – (6).
26. und 27. Zwei horizontale Zifferblätter im Sockelbereich mit den Stunden 8 – 9 – 10 – 11 – 12 für den Vormittag und auf der westlichen Platte (1) – 2 – 3 – 4 – 5 – (6).
28. Unter der Sternspitze 7 findet sich eine senkrechte Norduhr mit den Vormittagsindikationen 5 – 6 – 7 und den parallelen Nachmittagsstunden 5 – 6 – 7.

Die Südseite:
Oberhalb des Gesimses unter den Sternspitzen 1, 2 und 12 befinden sich zwei äquatoriale und zwei ebensolche halbkugelige Hohluhren-Indikationen. Alle Schattenwürfe erfolgen durch polare Gnomonkanten.
29. Links oben wirft die Blockkante auf die Fläche links die Stundenanzeige 7 – 8 – 9 – 10 – 11 (Vormittag).
30. Dann folgen in der linken Hohlkugelhälfte die Vormittagsindikationen 6 – 7 – 8 – 9 – 10 – 11.
31. Die rechte Hohlkugelhälfte zeigt die Nachmittagsstunden 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6 und
32. die anschließende Fläche die Stunden 1 – 2 – 3 – 4 – 5.
Unterhalb des Gesimses befinden sich drei Poldreiecke mit dem Schattenwurf auf
33. links die Vormittagsstunden 6 – 7 – 8 – 9 – 10 – 11.
34. Mitte links die zylindrische Hohluhr mit den Nachmittagsindikationen 1 – 2 – 3 – 4 – 5.
35. Mitte rechts die zylindrische Hohluhr mit den Vormittagsstunden 7 – 8 – 9 – 10 – 11.
36. Rechts senkrechtes Zifferblatt mit der Nachmittagszeit 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6.
37. Links horizontale Indikationen der Vormittagsstunden (nicht gut lesbar, wahrscheinlich: 6 – 11)
38. Rechts horizontale Uhr mit Nachmittagszeit 1 – 2 – 3 – 4 – 5 – 6.
39. Oberhalb des Gesimses wahrscheinlich links noch Vormittagsindikationen wie Nr. 37.
40. Rechts Nachmittagsanzeigen wie Nr. 38.

Die Westseite:
Die Westseite zeigt zwei Hohluhren, beide polar ausgerichtet.
41. Eine Zylinderuhr für die Nachmittage und mit den Indikationen 12 – 1 – 2 – 3 – 4 – 5 und
42. eine halbkugelige mit den Stunden 12 – 1 – 2 – 3 – 4 – 5.

Die Ostseite:
Die Ostseite zeigt ebenso zwei Hohluhren wie die Westseite.
43. Eine Zylinderuhr für die Vormittagsstunden 7 – 8 – 9 – 10 – 11 und
44. eine halbkugelige Hohluhr für 8 – 9 – 10 – 11 – 12.

Gegenüber der Beschreibung von Arnold Zenkert fehlen hier sechs äquatoriale Indikationen, die durch die Doppelzählung der Anzeigen innerhalb des Monogramms FW erklärbar sind. (Gerhard G. Wagner, Kleinrinderfeld, 2010)

Literatur

  • Hüneke, Saskia (2002): Bauten und Bildwerke im Park Sanssouci. Amtlicher Führer. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. 2. durchgesehene Auflage. Potsdam, S. 294, Nr. 21
  • Wagner, Gerhard (2010): Die vielflächige Sonnenuhr im Park von Sanssouci, Typoskript, SPSG Dokumentation Skulpt.slg. 74. Potsdam
  • Zenkert, Arnold (1978): Die polyedrische Kunstsonnenuhr im Park von Sanssouci. In: Uhren und Schmuck 15 (1978), S. 149–150
  • Zenkert, Arnold (1984): Katalog der ortsfesten Sonnenuhren der DDR. Berlin, S. 84
  • Zenkert, Arnold (1997): Die polyedrische Sonnenuhr im Park von Sanssouci. In: Mitteilungen der Studiengemeinschaft Sanssouci e.V. 2 (1997), Heft 3, S. 25–26
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

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