Die Fuggerkapelle in der Karmeliterkirche St. Anna zu Augsburg ist der Gründungsbau der Renaissance in Deutschland. Der Auftraggeber, Jakob Fugger der Reiche, hatte den Ort als Grablege für sich und seine Familie auserkoren und die seinerzeit renommiertesten Künstler mit ihrer Errichtung und Ausstattung beauftragt. Drei in Berlin erhaltene Bildwerke – darunter auch die hier gezeigte Frau mit einem Ziegenbock im Arm – waren Teil dieser Kapellenausstattung. Sie gehörten ursprünglich zu einer Folge von insgesamt 16 Büsten am Chorgestühl. Zwölf davon sind im zweiten Weltkrieg in Berlin verloren gegangen – eine befindet sich heute im Museum of Fine Arts in Boston. Auch die drei in Berlin erhaltenen Werke, zwei exotisch gewandete junge Frauen und ein durch Buch und Tracht als Gelehrter ausgewiesener Mann, haben Schaden genommen und mußten in einigen Teilen ergänzt werden. Ihre eindringliche, lebensnahe und doch erhabene Wirkung haben sie aber bewahrt. Wen die Büsten darstellten ist bis heute ungeklärt.