Original: Deutsch
Zweibrücken 23. Aug. 1850
Lieber Freund!
Du hast mich sehr schnell und sehr gut besorgt. Die Fäßchen kamen schnell dem Briefe nachgeeilt, alles im besten Stande. Der Wein ist so gut, daß mir der im Wirtshause dagegen nicht schmecken will, es ist ein reines, süßes, liebliches Getränke. Nochmals meinen herzlichsten Dank.
Die leeren Fäßchen habe ich wohl gereinigt und geschwefelt gestern Abend franco an Dich zurück gehen lassen. Eigentlich war eine Reinigung derselben nicht nöthig, ihr „Gottessegen“ lief klar heraus bis zum letzten Tropfen. Ich werdt mir ihn, da ich ohnehin in kleinen Portionen trinke, tropfenweis wohlschmecken lassen. Ich werdt es nicht machen, wie gewiße altbairische Weingäste, deren Gurgeln Jordan zu seinem Schaden und Abscheu erprobte. Er gab eines Tages von einem seiner besten Weine im bayerischen Hofe zum Gesellschaftstrank eingeladener Collegen – ich war der Einladung nicht gefolgt. Da soffen sie ihm den köstlichen Wein in Strömen wie Bier hinunter, daß der Geber sich ärgerte, wie er seine köstliche Flüssigkeit wie vergeudet sah. Er wußte nicht, daß solchen Mäulern Distelwein gehört.
Die Berichtigung der Rechnung folgt hier in
6 bairischen Banknoten --------------------------------------------------------------------- 60 fl
Ein Kronthaler---------------------------------------------------------------------------------- 2.42
Zwey Sechser----------------------------------------------------------------------------------- 12
62.54
(Seite 2) Den Empfang wirst Du mir in einigen Worten melden.
Gulda erwidert mit mir die herzlichen Grüße. Der Einladung, dich zu besuchen, werde ich womöglich im September folgen. Ob dann Gulda mitkann, weiß ich nicht. Nächste Woche werden wir Kolb bei uns haben, da er als Angeklagter wegen Preßvergehen vor den Assisen den Reigen (?) eröffnen muß. Die Geschworenenliste nennt lauter gutgesinnte (?) – Bürgermeister und Adjunkten, … für sich genommen ein böses Vorzeichen.
Herzliche Grüße an Umbscheider (?), den ich vielleicht noch bei dir zu treffen die Freude haben werde.
Leb wohl
Dein Freund
….. (unleserlich)