Die Schale auf flacher Fußplatte und mit gerader, nach oben ausladender Wandung trägt über der weißen Engobe einen verlaufenden dreifarbigen Dekor und dazu Ritzzeichnungen unter einer farblosen Glasur. Diese Art der Gestaltung wird als Sgraffito-Ware bezeichnet und schließt sich farblich an chinesische Keramiken der Tang-Zeit an, die im islamischen Raum hoch geschätzt waren. Sgraffito-Ware wurde im 9. und 10. Jahrhundert wohl in mehreren städtischen Zentren hergestellt. Durch Funde aus Grabungen ist diese Art der Sgraffito-Keramik für Samarra und Nischapur belegt. Die auch die Außenwandung überziehende, weiße Engobe spricht für eine Zuordnung unserer Schale nach Nischapur, einer Stadt, die vom 9. bis 12. Jahrhundert Residenz mehrerer lokaler Dynastien und Provinzhauptstadt von Chorasan gewesen ist. Sie hatte als wirtschaftliches und politisches Zentrum besonders unter der Dynastie der Samaniden (819–1005) auch große kulturelle Bedeutung. Durch ihre Lage an der Seidenstraße war Nischapur ein wichtiger Standort im internationalen Handel, vor allem auch mit China. (Text: Reingard Neumann)
Schenkung aus der Sammlung Giorgio Silzer, Hannover, 2002.