Kinderhaube aus violett-weiß geblümter Seide mit schwarzen, weißen und blau-grünen Spitzenborten besetzt. Wird unter dem Kinn mit einem roten Seidenband geschlossen.
Das Häubchen näht die 18-jährige Elisabeth Schmidt, um sie ihrer Tochter Maria beim Ausgehen als Kopfbedeckung aufzusetzen. Als Vorlage verwendet sie ein Schnittmuster, das sie von ihrer Großmutter bekommen hat. Stoff und Spitzenborten kauft sie in der nahegelegenen Stadt Mohatsch/Mohács „beim Lajos“, dem Händler Lajos Petricsevics.
In ungarndeutschen Dörfern fungiert Kleidung in dieser Zeit als nonverbales Kommunikationsmittel: Material, Tragweise und -anlass eines Kleidungsstücks unterliegen strengen Regeln. Das gilt in besonderem Maße für Mädchen und junge Frauen, die früh lernen, Kleidung selbst herzustellen und instandzuhalten. Es gilt als schicklich, beim Verlassen des Hauses den Kopf zu bedecken, welche Art Kopfbedeckung, hängt aber vom Anlass ab: alltags besteht sie aus Baumwolle oder Leinen, beim Kirchgang und an Feiertagen aus Seide. Dieses Häubchen dürfte für nur bei besonderen Gelegenheiten getragen worden sein.
Die Haube ist ein Beleg für das Einwirken von Tradition (alte Schnittmuster) und Innovation (moderne Stoffe) in der materiellen Alltagskultur der Ungarndeutschen, aber auch für intergenerationelle (Großmutter) und interethnische (südslawischer Händler) Einflüsse.