Josef Kainz war einer der brillantesten Darsteller in sich widersprüchlicher Figuren, die er psychologisch ausgelotet und sprachlich vollendet auf die Bühne brachte. Er war zwischen 1877 und 1880 Mitglied im Ensemble des Meininger Hoftheaters und nahm an den Gastspielreisen dieser Zeit teil. Kainz verkörperte in Meiningen ca. 50 Rollen, darunter den idealistisch angelegten Kosinsky und den verträumt interpretierten Homburg. Seine Theaterlaufbahn führte ihn später u. a. an das Hoftheater München (Freundschaft mit König Ludwig II.), das Deutsche Theater Berlin und das Wiener Burgtheater. Text auf dem Foto: "Laboremus"! / Josef Kainz 7 Wien 29. 1. 10". "Laboremus" bedeutet soviel wie "Ans Werk". Es soll das letzte Wort des sterbenden römischen Kaisers Septimius Severus gewesen sein. Josef Kainz benutzt das Wort wahrscheinlich als Aufforderung zu neuen künstlerischen Taten im kurze Zeit zuvor, am 17. Dezember 1909, wiedereröffnete Meininger Hoftheater. Der Vorgängerbau war im März 1908 bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Das Porträt dürfte eines der letzten Fotos des ehemaligen Meininger Hofschauspielers sein, der nur 9 Monate später verstarb. Als Burgtheaterfotograf waren Künstlerporträts die Spezialität von Adolf Bernhard. Firmenlogoaufdruck auf der Rückseite.