Der Schrank stammt aus der Winser Elbmarsch, genauer gesagt aus Tespe, Kr. Harburg. Kleiderschränke fanden etwa seit der Mitte des 17. Jahrhunderts auch auf dem Lande Verbreitung. Im Niederdeutschen Hallenhaus mit seinen niedrigen Stuben hatten sie ihren Standort meist im Flett, dem Küchen- und Wohnbereich, der sich an die Stuben anschloss und zur Wirtschaftsdiele überleitete. In den Marschen standen die Schränke oft auf einem gemauerten Sockel, um sie vor der Feuchtigkeit des Bodens zu schützen.
Dieser Schrank weist typische Gestaltungselemente des norddeutschen Barockschrankes auf, wie die Gliederung der Front durch drei angedeutete Säulen. Seine Aufteilung in Fächer für Wäsche oben und hängende Aufbewahrung von Kleidung unten ist ebenfalls nicht ungewöhnlich.
Seine Besonderheit sind die Furnierintarisen, mit denen er verziert ist. Die Winser Elbmarsch gehörte zusammen mit den auf der gegenüberliegenden nördlichen Elbseite gelegenen Vierlanden zu einem Kulturraum, in dem die Intarsientischlerei zu einer bedeutenden Volkskunst entwickelt worden ist, deren Blütezeit zwischen 1750 und 1820 lag. Nur in wenigen Fällen kann man die Intarsienmöbel aber einem konkreten Tischlermeister zuschreiben, wie in diesem Fall dem Tischler Duibel aus Marschacht, der zu den bedeutenden Intarsientischlern der Winser Elbmarsch gehörte. Durch die geschnitzte Rosette mit den Initialen „AMM 1787“ ist der Schrank datiert.
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