Original: Deutsch
Aus unserer Stadtgechichte
Ein Dürkheimer Gesellenbrief vom Jahr 1787
von Georg Feldmann
Es war im Jahr 1979. Der Mainzer Professor Dr. Klaus Stopp hatte
sich eine große Arbeit vorgenommen: Eine Bibliographie der Hand-
werksbriefe mit Stadtansichten. Denn "nur die Wanderjahre der
noch ungebundenen Gesellen boten Möglichkeiten, erworbene
Kenntnisse andernorts zu vertiefen und neue Fertigungsmethoden
kennenzulernen". Und so wurden ca. 11.000 sog. "Handwerksge-
sellen von 1731 bis zur Einführung des Wanderbuches in der Bie-
dermeierzeit inventarisiert.
In die Reihe dieser Arbeiten sollte auch die Kopie eines Dürkheimer
Gesellenbriefs von 1787, der auch eine Ansicht der Stadt zeigt,
aufgenommen werden. Zur näheren Besprechung und Erläuterung
dieser Stadtansichten war Dr. Stopp auf die Mitarbeit Ortskundiger
angewiesen und so hat man micn gebeten, diese Erläuterung zu
schreiben.
Im Jahr 1983 war es dann so weit. Es erschienen zunächst der
allgemeine Teil und der erste Band zur Bundesrepublik, Buchst. A
-E. Hierin ist auch der Dürkheimer Gesellenbrief enthalten. Der Titel
des Buches lautet: Klaus Stopp. Die Handwerkskundschaften mit
Ortsansichten - Beschreibender Katalog der Arbeitsattestate wan-
dernder Handwerksgesellen, Band 2 - 5, Katalog Bundesrepublik Deutschland,
Anton Hiersemann-Verlag, Stuttgart 1982/83.
Der Brief - Original im Bad Dürkheimer Heimatmuseum - wurde szt.
ausgestellt von dem Zunftmeister der Sattlerzunft Johann Peter
Fischer (Nachkommen leben noch heute in Bad Dürkheim) für den
damals 19jährigen Sattlergesellen Philipp Bals.
Nachstehend folgt nun in Kopie der Text des Briefes nebst der
Stadtansicht und meine Erläuterung dazu.
Es sei noch bemerkt, daß außer dem vorstehend genantten Gesel-
lenbrief sich noch ein weiterer Brief in unserem Stadtarchiv befin-
det. Es handelt sich um einen Brief der Zunft der “Kiefer" und Bier-
brauer, ausgestellt im Juni 1788 von dem Zunftmeister Konrad Henel
für den Gesellen Johann Georg Leobold (Leopold), der bei Johann
Bernhard Brünner in Arbeit stand. Der Brief wurde szt. auf dem
Schutzumschlag unserer Stadtchronik abgebildet. Johann Georg
Leopold war der Vater von Frl. Luise Leopold, jener hochherzigen
Stifterin, nach der die Leopoldstraße benannt ist. (Siehe hierzu
mein Aufsatz “Die Leopoldstraße - Wie sie entstanden ist und wie
sie zu ihrem Namen kam“ in “Bad Dürkheimer Woche“ Nr. vom
23. Oktober 1986).
Vereinzelt dürften sich auch noch andere Gesellenbriefe aus jener
Zeit in älteren Bad Dürkheim Familien erhalten haben.
Dürkheim
Holzschnitt + Typendruck
anonym
Das Bild zeigt in stilisierter Form, also ohne jede Bildgenauigkeit, einen Blick von Westen auf das damalige Dürk-
heim. Man erkennt in der Mitte die Schloßkirche, seinerzeit Kirche der Lutheraner, mit dem alten Wehrturm, links
rückwärts davon das ehemalige leiningische Schloß (auf dessen Fundamenten sich heute das Kurhaus erhebt): vor
dem Schloß der Schloßhof, heute Schloßplatz, zu beiden Seiten die Seitenflügel des Schlosses. Rechts im Bild ist die
Burgkirche, damals Kirche der Reformierten, zu sehen und links im Hintergrund Pfeffingen mit der damals katholi-
schen St. Peterskirche und dem Pfeffinger Friedhof. Im Hintergrund, östlich des Schlosses, sind fünf Gradierwerke
der Saline zu sehen, von denen vier in nord-südlicher und eines in west-östlicher Richtung verlief (von den damaligen
Gradierbauten ist keines mehr vorhanden, die heutige stammt aus einer späteren Zeit, nämlich aus dem Jahr
1847). Hinter den Gradierwerken erkennt man die Gebäulichkeiten der damals kurpfälzischen Saline Philippshall
von denen heute noch das ehem. Hauptverwaltungsgebäude erhalten ist. Es gehört heute zum Komplex des Ev. Kran-
kenhauses der Inneren Mission. Im Hof des Krankenhauses befinden sich noch 2OOjährige Eichen, die mit den
Bäumen identisch sind, die auf der Vedute zwischen Saline und Hauptverwaltung angedeutet sind.
Georg Feldmann, Bad Dürkheim
u.B.M.: Wappen der Reichsfürsten zu Leiningen