Zahlreiche Befunde und Funde aus Eilsleben, etwa 30 km westlich von Magdeburg, ermöglichen Einblicke in die Kultpraktiken der ältesten Ackerbauern in Mitteldeutschland.
Zwischen 1974 und 1989 wurden umfangreiche Ausgrabungen durchgeführt. Dabei fanden sich im Bereich über einer Siedlungsgrube der ältesten Linienbandkeramik zwei Fragmente einer anthropomorphen Tonfigur; ein passendes Kopfteil sowie das Bruchstück eines gebogenen Armes ohne genaue Paßstelle wurden aus der Grube selbst geborgen. Mit Hilfe dieser Fragmente war die obere Hälfte einer weiblichen Plastik rekonstruierbar; erkennbar durch die erhaltene rechte sowie angedeutete linke Brust. Besonders auffällig ist die sorgfältig gestaltete Lockenfrisur; Augen und Nase hingegen sind lediglich angedeutet ausgeführt. Im Bereich der Haare fanden sich zudem intensive Rötelreste. In der Ritzverzierung auf Schulter und Brust haben sich Pechreste erhalten.
Anthropomorphe Plastiken mit Lockenfrisuren sind aus weiten Teilen Europas (Transdanubien, Slowakei, Hessen, Niedersachsen sowie Mitteldeutschland) bekannt. Sie lassen sich vor allem in die älteste und ältere Linienbandkeramik (5700-5400 v. Chr.) datieren. Die in der Regel weiblichen Kleinplastiken stammen aus Siedlungskontexten und sind fast alle zerbrochen. Bei den Statuetten könnte es sich um Substitutopfer gehandelt haben, die bei kultischen Handlungen anstelle von Menschen symbolisch getötet wurden.