Inv.-Nr.: VO Ker 17
Kugelige Flasche mit langgestrecktem hohen Hals, der sich knapp unter dem Rand erweitert. Die Randlippe ist mit Messing eingefasst. Am Halsansatz befindet sich ein flacher umlaufender Wulst. Das Gefäß ruht auf einem kleinen Standring. Die Flasche weist innen und außen eine Glasur auf, lediglich der Standring und der von ihm eingefasste Boden sind unglasiert. Der Gefäßkörper ist durch weiße Bogen in vier Felder gegliedert. In jedem ist auf blauem Grund eine Gartenlandschaft angedeutet. Im Zentrum befindet sich jeweils eine unterschiedlich gestaltete Person im Schneidersitz in persischer Kleidung und mit einem Becher in der Hand. Es handelt sich abwechselnd um einen Mann und eine Frau, wobei jeweils ein Paar einander zugewandt ist. Der Dekor endet unter dem Wulst am Halsansatz, der mit vertikalen Strichen bemalt ist. Der Hals ist wieder durch vier blaue Streifen gegliedert, die den Dekor des Gefäßkörpers fortsetzen. Die vier Felder zeigen abwechselnd eine Blumengirlande in Dunkel- bzw. Hellblau auf grauem Grund. Der Stil des Gefäßes entwickelte sich im 19. Jahrhundert während der Herrschaft der Qadscharen (1779-1924) nach der er auch benannt wurde. Typisch sind vor allem die ansonsten in der islamischen Kunst seltenen figürlichen Darstellungen, wobei bewusst ältere keramische Traditionen wieder aufgegriffen wurden. Die in einer Gartenlandschaft sitzenden Paare sind ein immer wiederkehrendes Thema auf Keramiken und Fliesen, es bezieht sich teilweise auf Literatur und Liebesdichtung, gleichzeitig beinhaltet es aber auch ein mystisches Element, das darauf verweist, dass die Liebe zu einem anderen Menschen auch zur Liebe zu Gott befähigt. Der Garten ist auch als Paradiesgarten zu deuten und symbolisiert den inneren geschützten Raum, in dem sich das Leben entfalten kann. Ein anderes wichtiges Motiv ist in diesem Zusammenhang die Darstellung des Lebensbaumes. Vorbilder für die hier vorgestellte Flasche finden sich bereits im 17. Jahrhundert. (Schmitz, Claudia: Ethnographica in Braunschweig, hrsg. von Regine Marth (Sammlungskataloge des Herzog Anton Ulrich-Museums, Braunschweig; Bd. 19), Dresden 2016, S. 347, Kat. Nr. 514)