Eine der Quellen, die dem Verstorbenen das nötige Wissen zu Informationen über die Orte, Bewohner und Geschehnisse im Jenseits vermittelte war das altägyptische Totenbuch. Es handelt sich dabei nicht um einen Text, sondern eine Ansammlung von gut 200 Sprüchen, die häufig um bildhafte Darstellungen, die sogenannten Vignetten, ergänzt sind, die die Inhalte der Sprüche illustrieren. Die Auswahl, der Umfang und die Qualität des jeweiligen Totenbuchs waren von den Wünschen und der Kaufkraft des Auftraggebers abhängig, so dass jede Zusammenstellung einzigartig ist.
Hier ist lediglich ein Teil des Totenbuchspruchs 148 erhalten geblieben, der die Versorgung des Verstorbenen zum Inhalt hat. Darin werden die Verstorbenen als „Verklärte“ angesprochen, denen eine dauerhafte Versorgung mit Brot, Bier sowie sonstigen Speisen zugesichert wird.
Die beiden Relieffragmente waren Teil einer größeren Inschrift von der hier noch vier senkrechte Zeilen erhalten sind. Auch wenn die Position im Totentempel der Hatschepsut noch nicht eindeutig geklärt ist, ist deren Anbringung wahrscheinlich in einem der Schreine im oberen Teil des mehrstöckigen Komplexes zu vermuten. Damit sollte nicht nur ihre Versorgung gesichert sein, sondern auch die ihres Mannes Thutmosis II.
J. Tschernig