Der Stadtfotograf André Kirchner dokumentierte das bekannte Charlottenburger Hotel „Bogota“ kurz vor der Schließung im Jahr 2013 in einer Serie von stillen Momentaufnahmen. Im vorliegenden Ausschnitt vom Foyer gleitet der Blick an der holzgetäfelten Rezeption und den rot-gelb gestreift tapezierten Wänden vorbei zu einer Vitrine mit Bildern und Fotografien – ein leiser Anklang an die lange Geschichte des Hauses.
Der Gründerzeitbau in der Schlüterstraße 45 an der Ecke zum Kurfürstendamm wurde 1911 als nobles Wohnhaus errichtet, wo u.a. der Swing-Begründer Benny Goodman auftrat und die damals berühmte jüdische Modefotografin Yva ihr Atelier hatte. 1942 kam die Enteignung und später die Besetzung durch die Reichskulturkammer. Nach Kriegsende installierten die Briten in dem unversehrt gebliebenen Haus eine Behörde für Kultur-Entnazifizierung. Ab 1964 wandelte der jüdische Geschäftsmann Heinz Rewald das Haus in ein Hotel um, benannt nach der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, in die er vor dem NS-Regime geflohen war. Jahrzehntelang war das Hotel ein beliebter Treffpunkt für Kreative und Romantiker; sein nahendes Ende löste eine Solidaritätswelle aus.