Adolf Müller-Cassel, zunächst Schüler von Louis Kolitz in Kassel, später stark beeinflußt von der Düsseldorfer Achenbach-Schule, zählt zu den vielen Landschaftsmalern des späten 19. Jahrhunderts, die heute kaum mehr bekannt sind. Noch zu Lebzeiten verkaufte er Bilder zu Spitzenpreisen bis nach Amerika, blieb dabei in seiner Malerei aber fast akademisch, weitestgehend unberührt von modernen Entwicklungen wie beispielsweise des Impressionismus, der nur verhalten in seinen Darstellungen von Boulevards und Großstadtstraßen anklingt. Nicht von ungefähr von der Presse als »Eichendorff der Malerei« apostrophiert (Westermanns Monatshefte, Bd. 136, Tl. 1, 1924, H. 812, S. 129), eignet Müller-Cassels Darstellungen deutscher Landschaftsmotive vielmehr eine deutlich lyrische Gestimmtheit, etwas Idyllisches, das auch die heitere Landschaft »Vor dem Dörfchen« charakterisiert, die 1905 aus der Großen Berliner Kunstausstellung erworben wurde. | Regina Freyberger