Seit 1970 sind Fundstücke wesentlicher Teil der Arbeit des Bildhauers, Konzept-Künstlers, Malers, Zeichners und Fotografen Paul Pfarr. Diese zeigen Spuren der Benutzung, wurden aussortiert, weggeworfen oder einfach vergessen. Die Alltagsgegenstände sind oft aus militärischen und zivilen Bereichen. Gegenstände, die die Beziehung zu „ihrem“ Ort verloren haben und herrenlos sind. Die rote Stoffmappe von 1994 fasste er unverändert in einen metallenen Rahmen, wo sie hermetisch eingeschlossen unter einer Glasscheibe fixiert ist. Der Metallrahmen schiebt sich wie ein Vorhang aus der linken oberen Ecke vor die Mappe oder gibt den Blick auf sie frei. Wie in einer Zeitkapsel verbleibt die Dokumentenmappe, von der sich nicht mehr genau rekonstruieren lässt, was sie eigentlich beinhaltet. Naheliegend wäre ein Stadtplan, da der aufgedruckte Text „Berlin - Hauptstadt der DDR“ typischerweise auf Ostberliner Stadtplänen zu finden war. Die in Stoff eingefasste Mappe mit in Gold geprägten Lettern macht einen repräsentativen Eindruck und könnte beispielsweise in einem Hotel ausgelegen haben. Der Künstler befasst sich offenbar mit eben diesem Repräsentationsanspruch, der zum Zeitpunkt der Entstehung des Werkes ein Relikt aus der jüngsten Vergangenheit geworden war.
