Rembrandt Bugatti, der jüngere Bruder des bekannten Automobilingenieurs Ettore Bugatti und Neffe des Malers Giovanni Segantini, porträtierte 1905 den Hund seiner Mutter. Der Autodidakt war erst vier Jahre zuvor in Mailand erstmals in die Kunstöffentlichkeit getreten. Mit dem Umzug nach Paris gelang ihm rasch der Anschluss an die dortige Bildhauer-Avantgarde und Sammlerszene. Das Gipsmodell der Französischen Bulldogge entwarf der Künstler in einer Höhe von 29 Zentimetern. Als Exklusivvertreter ließ sein Gießer und Galerist Adrien-Aurélien Hébrard ab 1905 jährlich mindestens eine von Bugattis Plastiken in einer verkleinerten Edition herstellen. Von dieser kleinen Fassung der „Französichen Bulldogge“ sind derzeit 50 Güsse unterschiedlichster Patinierung nachweisbar, darunter das mit Nummer 35 gekennzeichnete Exemplar der Nationalgalerie. Bugatti galt in den Jahren nach 1900 international als einer der führenden Tierbildhauer Europas. Seine lichtbrechenden, in direkter Naturbeobachtung mit weichem Plastilin zügig modellierten Kleinplastiken stehen beispielhaft für den auch in der Bildhauerei viel diskutierten Ansatz des Impressionismus. Durch die weitsichtige Ankaufspolitik des sich für den französischen Impressionismus begeisternden Direktors Hugo von Tschudi gelangte die Plastik der „Französischen Bulldogge“ bereits 1906 mithilfe privater Spenden in die Nationalgalerie. | Yvette Deseyve