Mitte des 18. Jahrhunderts gelangte die Fahne in die Waffensammlung "Schwarzburger Zeughaus" und war dort bis 1940 eine der wichtigen an zentraler Stelle ausgestellten Traditionsfahnen. Das Fahnenblatt ist aus roter Seide mit applizierten weißen Zungen in den Ecken. Darauf und dazwischen sind gelbe Flammen erkennbar. Ein in der Mitte appliziertes weißes Medaillon zeigt einen gestickten Lorbeerkranz und die Devise "FIDE ET VIRTUTE" (Glaube und Tapferkeit). Das Medaillon wird von einem Fürstenhut bekrönt. Die Fahnenrückseite ist identisch gearbeitet, jedoch mit schwarzburgischem Doppeladler im Zentrum. Die messingvergoldete Fahnenspitze zeigt das Monogramm "F.A." (Friedrich Anton von Schwarzburg-Rudolstadt, 1692-1744). Unterhalb der Fahnenspitze ist der Aufputz mit Seidenband (Länge 214 cm), das stilisierte Baum-Früchte-Motive zeigt, angebracht.
Die Fahne wurde von der 2. Kompanie des schwarzburg-reußischen Infanterieregiments geführt, welches mit Ausbruch des Polnischen Erbfolgekrieges im Jahre 1733 für den Kaiser aufgestellt werden mußte. Das bereits seit 1702 bestehende Regiment erhielt für diesen erneuten Einsatz eigene Fahnen. Die hier vorgestellte ist eine von ehemals zwei Fahnen, die für die schwarzburgischen Fürstentümer angefertigt wurden. Im Jahre 1737 kehrten die Truppen stark dezimiert in die Heimat zurück, und die Fahnen gelangten in das Zeughaus. Von den noch 1895 vorhandenen 21 Fahnen haben sich bis heute 12 Stücke fragmentarisch erhalten, von denen lediglich diese Oberstleutnantfahne 1994 restauriert werden konnte. [Jens Henkel]