Verschiedene Aufnahmen des Zeitzer Rathauses.
In der ältesten städtischen Urkunde aus dem Jahre 1322 von Bischof Heinrich I. wird im sogenannten "Eidgeschoß" auch ein Rathaus erwähnt, in dem Händler Stoffe an Markttagen zum Verkauf anbieten konnten. Dieses Rat- und Kaufhaus war vermutlich ein Vorläufer des heutigen Gewandhauses.
Infolge wirtschaftlichen Aufschwungs und der damit verbundenen Vergrößerung der Stadt wurde das Rathaus anstelle des ehemaligen Schultheißenhofes unter Leitung des Altenburger Baumeisters Sebald Waldstein in den Jahren 1505-1509 an der Südseite des Altmarkts gebaut.
Das spätgotische Haus zeugte vom Wohlstand der Zeitzer Bürger am Ausgang des Mittelalters.
1631 wurde bei Plünderung der Stadt durch Tilly`sche Reiter in der Rats- und Gerichtsstube alles zerhauen und das Silber und Gold nach Sprengung zweier eisernen Türen gestohlen.
Der mit Freihusaren nach Zeitz gekommene preußische Major von Katte drohte am 12.3.1760 den Ratsherren mit Kontributionserhebung (Kriegssteuer/Kriegsentschädigung) bei nicht sofortiger Zahlung mit scheußlichsten Martern und Annageln an den Ohren. Rittmeister von Kowatzsch ließ am selben Tag das Ratsarchiv aufbrechen, vieles zerschlagen und herausrausreißen.
In vier Jahrhunderten überdauerte das Rathaus in wechselvoller Geschichte bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Infolge der fortschreitenden Industrialisierung entstanden mehrere Fabriken und das Bild der Stadt veränderte sich. Die Bevölkerungszahl stieg (im Jahre 1900 = 27.558 Einwohner) und für die Verwaltung im alten Rathaus reichte der Platz bald nicht mehr aus. Daraufhin einigte sich der Rat der Stadt nach einigen Auseinandersetzungen auf einen Erweiterungsbau und der Renovierung des alten Gebäudes. Die Leipziger Bauräte Weidenbach und Tschammer (Erbauer u. a. des Leipziger Hauptbahnhofes) erhielten den Auftrag für den Erweiterungsbau. Mehrere alte Gebäude, darunter der Gasthof "Zum roten Löwen", mussten weichen. Am 7. 10. 1909 konnte der Erweiterungsbau mit Innenhof und Rathausgarten eingeweiht werden.
Das alte Rathaus besitzt u. a. im Inneren den um 1505 erbauten spätgotischen Ratskeller und die um 1507 erbaute Ratsdiele (mit der "Zeitzer Elle").