Die posthum gefertigte Büste Ernst Schencks von Geyern reflektiert den frühen Tod des knapp 17-jährigen. Die Hermenform geht auf antike Kultfiguren des Gottes Hermes zurück, die aus einem Pfeilerschaft mit aufgesetztem Kopf und Schulteransätzen bestanden. In der griechischen Mythologie führt Hermes die Seelen der Verstorbenen in die Unterwelt, den Hades. Meisterhaft erfasste der Stuttgarter Bildhauer Johann Heinrich Dannecker (1758?1841) das Antlitz des Jugendlichen in der Phase zwischen Jungen- und Mannesalter. Aus den zarten, fast kindlichen Zügen tritt die markante Nase deutlich hervor. Die dabei merkliche Idealisierung erinnert an den jungen Ganymed, der wegen seiner Schönheit von Zeus in den Olymp entführt wurde und dessen Schicksal im übertragenen Sinne als die Entführung der menschlichen Seele in den Himmel gelesen werden kann. Für den Klassizismus sind solche antikisierenden Elemente typisch. Dies gilt auch für die Verwendung des Marmor andeutenden Gipses. Das Landesmuseum kaufte die Büste 1962 aus privater Hand an. Sie wird im Depot aufbewahrt.