Dieses Blatt zeigt schließlich die Rache der eifersüchtigen Gemahlin des Jupiters. Auf dem Kupferstich ist der Moment der spektakulären Metamorphose zu sehen: Mit wehendem Umhang steht Juno über der am Boden liegenden Kallisto und packt sie an ihren Haaren. Ihr Kopf hat sich bereits in den einer Bärin verwandelt. Auf der linken Bildseite ist Junos Attribut, der Wagen, der von Pfauen begleitet wird, erkennbar. Im rechten Hintergund ist die Gestalt einer Bärin, die traurig zurückblickt, zu sehen. Insgesamt wirken die beiden Frauenkörper, insbesondere Kallisto, die sich mit entblößter Brust und wild strampelnden Beinen auf dem Boden wälzt, als eine Provokation der Schaulust. Ovids "Metamorphosen" bot ein facettenreiches Panorama an populären Motiven, insbesondere weil heidnische Göttergestalten und Mischwesen der Antike erstaunlich freizügig dargestellt werden konnten. Während die sinnliche Darstellung Normalsterblicher in der Kunst des 16. Jahrhunderts nahezu unmöglich war, eröffneten klassische und mythologische Sujets neue Möglichkeiten der erotisierenden Formgebung, die im selben Zuge eine moralische Absicherung der Darstellungsweise präsentierten.