Bei dem Konsulardiptychon des Flavius Constantius, des späteren weströmischen Kaisers Constantius III., handelt es sich um das älteste Stück des Halberstädter Domschatzes. Angefertigt wurde es entweder im Jahr 414 anlässlich seines ersten Konsulats oder zum Antritt seines zweiten Konsulats im Jahr 417. Derartige innen mit Wachs überzogene, beschreibbare Klapptafeln wurden hochrangigen Persönlichkeiten und Freunden als kostbare Geschenke überreicht und übermittelten auf der Schreibschicht in repräsentativer Form die offizielle Bekanntgabe des Amtsantritts. Ebenfalls üblich war die Ausrichtung von Zirkusspielen durch den neuen Amtsinhaber: Der Einwurf der mappa circensis, eines gefalteten Tuchs, als Zeichen der Eröffnung der Spiele wird auf dem Hauptfeld der (heute) rechten Tafel dargestellt. Die linke zeigt den neuen Konsul mit Redegestus zwischen zwei etwas kleiner dargestellten Begleitern. In den zwei oberen Bildstreifen sind die amtierenden west- und oströmischen Kaiser Honorius und Theodosius II. zwischen den Stadtgöttinnen Roma (mit Helm) und Constantinopolis (mit Mauerkrone) sowie ihren Leibwächtern dargestellt. Die unteren Bildfelder zeigen unterworfene Barbaren.
Im Mittelalter wurden die Elfenbeintafeln als Buchdeckel einer liturgischen Handschrift zweckentfremdet. Um sie auf dem mit Leder bezogenen Holzeinband des Cantatoriums anzubringen, wurden die Schmalseiten beider Tafeln beschnitten. Die am oberen Rand anzunehmenden Inschriften sind dadurch verloren.