Ein bärtiger Mann mit Mütze und einem weiten wehenden Mantel bekleidet beugt sich zu einer auf dem Boden sitzenden älteren Frau herunter, die mit ihren angehoben Händen ihr Kopftuch festzieht. Hinter den Gestalten ist ein Pferd dargestellt, das seinen Kopf gesenkt hat.
Die Kraft des Windes wird durch grobe, horizontale Einkerbungen in das Holz verbildlicht. Die zwei Figuren und das Pferd wirken, als würden sich Teile ihrer Körper mit der Strömung des Windes auflösen.
Ernst Barlach haben die vier Elemente immer sehr fasziniert. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges verliert sich jedoch seine romantische Sichtweise darauf, und er stellt vermehrt die destruktive Kraft der Elemente dar.
Zum Ende des Krieges konzentriert sich Barlach vor allem auf die Technik des Holzschnitts, die, wie Barlach es selbst formulierte, „(…) zum Bekenntnis herausfordert, zum unmissverständlichen Darlegen dessen, was man letztlich wirklich meint“. Zeitgleich mit dem Holzschnitt „Im Sturm“ schneidet Barlach 1919 zehn Holzschnitte, von denen acht Not, Tod, Hunger sowie das Flüchtlingselend der zivilen Opfer des Krieges zum Thema haben.
Das Blatt gelangte 1988, herausgelöst aus dem Buch „Deutsche Graphiker der Gegenwart“ von Kurt Pfister (1895 - 1951), in die Lyonel-Feininger-Galerie.
In dieser Publikation von 1920 sind 32 Tafeln enthalten, davon 23 originale Graphiken. Lithographische Beiträge stammen u.a. von Lovis Corinth, Käthe Kollwitz, Paul Klee und Max Beckmann. Künstler wie Lyonel Feininger, Ernst Barlach, Erich Heckel und Conrad Felixmüller fertigten Holzschnitte. Von diesem Buch gibt es eine einmalige Vorzugsausgabe von 100 nummerierten Exemplaren. Diesen wurde eine handschriftlich signierte Originalradierung von Max Beckmann beigefügt.
Pfister wollte mit der Auswahl der Grafiken, wie er es in seinem Buch selbst schreibt, „einen Querschnitt durch die Produktion der letzten vierzig Jahre legen“.