Die Gesamtanlage des Brustbildes greift auf Formen der florentinischen Renaissance zurück. Über querovalem Sockel ist das Brustbild eines Mädchens mit kindlicher Physiognomie und langem, über den Ohren zu Schnecken aufgestecktem Haar aufgebaut. Das ornamentale Schmuckband des schlichten Kleides nimmt die Sockelform auf. Der hohe Sockelrand trägt den Namenszug „HILDE“, der von einem sitzenden Knaben mit Buch und einem Mädchen mit Puppe im Arm flankiert wird. Die Gestaltung des kindlichen Brustbilds entspricht dem bereits 1910 ausgeführten und heute im Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig befindlichen „HANNEPETER“. Ein im Künstlerlexikon Thieme-Becker (Band 29, Leipzig 1935) erwähntes weiteres Marmorexemplar des „Hannepeters“ im Besitz der Nationalgalerie konnte nicht nachgewiesen werden, ebenso unbekannt ist der Verbleib eines von dieser 1905 erworbenen Kinderreliefs aus Wachs. Schauß, der als gelernter Porzellanmodelleur mit anschließender bildhauerischer Ausbildung an der Berliner Hochschule für die bildenden Künste unter Ernst Herter und Fritz Schaper mit dem Material Wachs im Rahmen des Modellvorgangs vertraut war, beschäftige sich seit seiner Pariser Zeit zwischen 1893 und 1896 mit der Herstellung autonomer, farbig gefasster Wachsplastiken. Darüber hinaus beteiligte er sich als Fachgutachter an der langjährigen Diskussion um die Zuschreibung einer Flora-Büste aus Wachs (heute im Bode-Museum, Berlin; vgl. Martin Schauß und Georg Pinkus, Die Leonhardische Flora. Eine Fälschung aus dem 19. Jahrhundert. Studien eines Künstlers mit einer chemischen Untersuchung von Georg Pinkus, Leipzig 1910). | Yvette Deseyve