Die drei Stilleben, die Ludwig Eibl der Nationalgalerie vermachte, zeigen wie die gestifteten Porträts verschiedene Varianten seines Schaffens. Das Bild »Stilleben mit Blumenkohl« (Inv.-Nr. A II 275) ist der geringen Größe und dem schlichten Motiv nach als eine Ölstudie zu betrachten, die den Oberflächenstrukturen der dargestellten Zwiebeln, der Blumenkohlröschen und -blätter genau nachspürt.
Das »Stilleben mit Bierkrug und Früchten« (Inv.-Nr. A II 280) zeigt ein durchdachtes Arrangement von Dingen in einem betont malerischen Vortrag in dunkler, brauntoniger Farbigkeit. Bierkrug, Tuch und Karten stehen hell vor dunklem Grund. Nicht nur Malweise und Farbgebung, auch die zusammengestellten Objekte – Tonpfeife, Nüsse, Schale mit Früchten, Krug und Spielkarten – und das intime Bildformat folgen holländischen Vorbildern des 17. Jahrhunderts. Der Bezug auf diese Vorbilder wurde von den Diez-Schülern wie im gesamten Leibl-Umkreis gepflegt. Die historistischen Züge und die stimmungsvolle Motivwahl führten zu publikumswirksamen Bildern, die leicht auch einen dekorativ-gefälligen Zug annehmen konnten.
Das »Stilleben mit Schrank und Stuhl« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 276) ist das malerisch freieste unter den gestifteten Stilleben. Das Bild ist vielleicht wirklich als Vorstudie zu betrachten. Eine größere Variante mit Hund, einem Hut auf dem Stuhl und anderen Gefäßen auf dem offenen Schränkchen, bezeichnet und datiert 1874, ist als »Jagdstilleben« Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München. Eine weitere Version dieses häuslichen Arrangements, ebenfalls von 1874, befindet sich im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg. | Angelika Wesenberg