»Ich hatte das große Glück, niemals an einen Beruf denken zu müssen, außer den der Malerei«, beschrieb Heinrich von Zügel zurückblickend seinen Werdegang (in: Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien, München 1913, S. 396). »Mein Vater (Schäfereibesitzer) konnte sich zu wenig um mich kümmern« (ebd.), dafür kümmerte sich der Knabe Zügel mit um die Schafe und fand in ihnen auch später noch die Motive seiner Kunst. So entstand 1875 in München dieses stimmungsvolle, genau beobachtete Bild einer Herde Schafe, die teils im Schatten und teils auf den warmen Sonnenflecken eines Erlenhains friedlich, fast idyllisch beisammen liegt und steht. Der Einfluß des schwäbischen Tiermalers Anton Braith ist in diesem kleinformatigen, intimen Frühwerk noch spürbar: Im starken Interesse am Licht jedoch deutet sich bereits der Weg Zügels vom Realismus zum Impressionismus an. »Das Tier als solches ›abzumalen‹, ist mir nie schwer gefallen, aber das Tier mit seiner Umgebung, d. h. in Luft und Licht, die farbige Erscheinung wiederzugeben in dem Moment, wo sie am schönsten ist, ist manchmal unbezwinglich, weil einem die Form zu viel zu schaffen macht. Form und Farbe gleichwertig hochzuhalten, hielt ich auch immer für das Erstrebenswerteste« (ebd.). Das Bild »Schafe im Erlenhain« war das erste Werk Zügels, das von einer öffentlichen Sammlung erworben wurde. | Regina Freyberger