Im Sommer 1893 reiste Kallmorgen wiederum nach Holland und ließ sich mit dem Malerfreund Julius Hugo Bergmann in dem zwischen Barendrecht und Dordrecht gelegenen Dorf Rijsoord nieder. Hier bewunderte er die starke Farbigkeit in der Landschaft, den Flachsfeldern und an den Menschen: »Überall sieht man auch bei den Bauern starke Lokalfarben, blaue Kittel, Hemden, Schürzen, gelb und braun in Röcken und Hosen, alles ausgesprochene Farben […] Dazu die weiße Pikanterie der vielgestaltigen Hauben, oft nur weiße Kappen, oft kunstvoll gestärkt und gebauschte Gebilde […] – kurz alles ist Farbe neben der interessanten, charaktervollen Form« (F. Kallmorgen, Lebenserinnerungen, in: I. Eder, Friedrich Kallmorgen, Karlsruhe 1991, S. 48). Nach Studien hielt Kallmorgen direkt vor der Natur oder auch am Abend in der Unterkunft dieses dezidierte Farberlebnis in dem Bild »Eine Unterredung« fest: Im Schatten der Bäume ist eine holländische Bauernfamilie in ein Gespräch vertieft; ihre Kleidung ist im Farbklang von Blau-, Braun-, Rot- und Beigetönen vor dem Grün der Landschaft gegeben, reizvoll akzentuiert durch das Weiß der Hauben und Schürzen.
Über das offenbar erst 1908 auf der Berliner Akademie gezeigte Bild hieß es, wohl in Bezug auf die gleichzeitige symbolistische und expressionistische Kunst, lobend: »koloristisch nicht zu kräftig« (in: Die Kunst für Alle, 23. Jg., 1908, H. 8, S. 174). | Regina Freyberger