Camille Pissarro bewunderte seit seiner Ankunft in Paris im Jahre 1855 den poetischen Zauber der Bilder von Camille Corot; er verstand sich sogar als dessen Schüler. Um 1860 machte sich in seinem Werk zudem der Einfluß Gustave Courbets bemerkbar: Pissarro arbeitete nun die Kontraste von Licht und Schatten stärker heraus, kubische, vielfach verschachtelte Architekturformen gewannen sein Interesse. Generell bemühte er sich um kräftigere Ausdrucksformen und übernahm für kurze Zeit auch die Spachteltechnik Courbets. 1866 kam es deshalb zur Entzweiung mit Corot, der seinen künstlerischen Weg nicht mehr billigen mochte. Im Herbst 1867 dann folgte Pissarro der Einladung eines Künstlerfreundes nach La Roche-Guyon, einem imposanten Ort an der Seine, nördlich von Paris. Er malte dort gemeinsam mit Paul Guillemet und vermutlich auch mit Paul Cézanne, der sich zur gleichen Zeit an einer schweren, breiten Malweise versuchte und die Farben dick mit dem Palettmesser auftrug. In La Roche-Guyon entstand diese Ansicht der aufeinander zulaufenden Häuserzeilen am Rathausplatz, mit der kühnen Begrenzung durch die schmale Giebelwand rechts, in den damals von Pissarro bevorzugt verwendeten gedämpften Braun-, Beige- und Grautönen. | Angelika Wesenberg