Der hl. Augustinus (354-430), Bischof von Hippo, gilt als einer der einflussreichsten Theologen und Philosophen der christlichen Spätantike. Die Rundscheibe zeigt den Heiligen in seiner Schreibstube, in ein Gespräch mit dem Johannesadler vertieft. Augustinus sitzt in einem mit Holzschnitzereien verzierten Scherenstuhl, in den Händen ein Buch haltend. Über einem braunen Ordensgewand trägt er ein Pluviale, die Mitra auf seinem Kopf kennzeichnet ihn als Bischof. Vor einer Mauer aus Steinquadern steht ein Lesepult mit aufgeschlagenem Buch. Der Adler hält mit seiner Kralle die Buchseite fest, so als würde er auf eine bestimmte Textstelle hinweisen. Der Adler gilt als Symbol des Evangelisten Johannes, worauf auch die Inschrift „·S·Iohannes+“ im Schriftband, welches der Adler im Schnabel hält, hindeutet. Für die überwiegend in Grisaille ausgeführte Scheibe wurde eine Kombination aus Silbergelb- und Brauntönen gewählt, während die dritte Malfarbe, Eisenrot, für die Mauern im Hintergrund verwendet wurde.
Vom hl. Augustinus hat sich eine Federzeichnung des Malers Hans von Kulmbach im Kupferstichkabinett der Staatlichen Kunstsammlung Dresden erhalten. Während der Heilige auf der Branitzer Glasscheibe ein Buch in den Händen hält, ist er auf der Zeichnung beim Spitzen einer Feder zu sehen. Auch im Format unterscheiden sich Glasmalerei und Zeichnung voneinander. Diese abweichenden Details sprechen dafür, dass Kulmbach mehrere Entwürfe für eine Serie von Kirchenvätern angefertigt hat. Die Glasmalerei wurde um 1507 von Veit Hirsvogel in Nürnberg hergestellt. Die rückseitig in die Randstreifengläser eingeritzten Versatzmarken belegen die Herstellung durch die Hirsvogel-Werkstatt.
Im Juni 1820 war diese Scheibe (als eine von vier Kirchenväter-Scheiben) bereits im Besitz von Hermann von Pückler-Muskau. Er hatte sie dem von Schinkel empfohlenen Berliner Glasermeister J. Bischoff zur "weiteren Verarbeitung" geschickt.