Auf der sechsten Ausstellung der Impressionisten in Paris 1881 zeigte Degas das erste und einzige Mal eine seiner Plastiken der Öffentlichkeit. Sein ursprünglich etwa 150 Kleinplastiken umfassendes Œuvre blieb ansonsten bis zu seinem Tod und der Veröffentlichung beziehungsweise Verbreitung durch die Erben sowie die Pariser Gießerei Hébrard allein privates Studienmaterial. Der Künstler umkreiste mit seinen auf Beweglichkeit und Veränderlichkeit ausgelegten Arbeiten eine Bildidee, die maßgeblich die transitorischen Momente des Tanzes sowie Bewegungsabläufe von Tieren (vgl. „Tänzelndes Pferd“, um 1890 [Guss 1919/1920], B I 459) in den Blick nahm. Hier experimentierte er in variantenreichen Anordnungen mit der Verteilung von Volumina, mit Gewichten und Gegengewichten. Das Motiv der „Tänzerin, ihre rechte Fußsohle betrachtend“ beschäftigte den Künstler dabei besonders intensiv. Allein vier Versionen in pigmentiertem Wachs sind überliefert, von denen er eine selbst in Gips gießen ließ (1900 – 1903, Privatsammlung), um die Pose in einem langlebigen Material zu konservieren. Die fragilen, wächsernen Originalmodelle zeichnen sich durch ihre skizzenhafte Modelliertechnik sowie durch zahlreiche Armaturen aus, die die komplizierten Haltungsmotive stabilisierten. Bei der posthumen Umsetzung in Bronze blieben diese unberücksichtigt, ebenso wurde die ursprünglich lichtreflektierende Oberflächengestaltung geglättet. Die vorliegende, als Modellnummer 59 bezeichnete Plastik stammt aus der Serie O, deren Vertrieb in Deutschland der Galerist Alfred Flechtheim übernahm und die er in Einzelstücken verkaufte. | Yvette Deseyve