Wie das Aquarell „Portal einer Moschee“ (NG MB 141/2000) aus demselben Jahr basiert dieses für Klee große Ölgemälde auf einem Raster aus kleinen Quadraten, die Zeile um Zeile den ganzen Bildraum füllen. Anders als das Aquarell, in dem die Quadrate fast das gesamte Farbspektrum abdecken, ist die Farbwahl hier äußerst dunkel, die erdigen Töne dominieren: Schwarz, Grau, Braun, Rot, Ocker und Gelb, Grün. Blau, die Farbe, mit der Kinder Wasser malen, fehlt. Das Meer in der linken Hälfte wird durch eine horizontale Ordnung strukturiert, das heißt, dass innerhalb einer Reihe selten die Farbe wechselt und so jeweils immer eine lange Reihe über der darunterliegenden verläuft. Die rechte Bildhälfte betont die Vertikale durch die farbliche Anordnung – sie lässt senkrechte Punktreihen entstehen, die sich vereinzelt sogar zu durchgezogenen Linien steigern. Den größten Effekt verursachen aber die Leerstellen zwischen den beiden Bildhälften: Die Küstenlinie wird dort als solche sichtbar, wo Klee, statt ein Quadrat zu setzen, die Leinwand sichtbar belassen und somit einen Aussetzer im Raster bewirkt hat. Ins Gegenständliche übersetzt bildet diese Linie die Gischt der sich brechenden und zurückziehenden Wellen. „Klassisch“ ist diese Küste aber schon deshalb nicht, weil der Uferverlauf von oben mittig bis unten links auf der Leinwand keine plausible Perspektive darstellt, es sei denn, man schaut lotrecht auf das Gestade hinab wie auf eine Landkarte. | Gabriel Montua