Das Gemälde „Architektur“ entstand in der Zeit, die Klee als Meister am Bauhaus verbrachte, zunächst in Weimar, ab 1925 in Dessau. Er unterrichtete in den Werkstätten für Glas, Buchbinderei, Goldschmiedekunst und Weberei, leitete gemeinsam mit Wassily Kandinsky freie Malkurse und trug mit seinen Vorlesungen zur „Bildnerischen Formlehre“ maßgeblich zur Grundausbildung junger Bauhäusler bei. „Architektur“ zeigt eine Gebäudestruktur aus aufeinandergestapelten farbigen Kuben. Wie bei den Bauklotzgebilden eines Kindes lässt sich nicht genau sagen, um welche Art Bau es sich handelt – ob um Stadtkulisse, Hochhaus oder Schlossfassade. Die Farbpalette ist reduziert auf Gelb, Blauviolett, Schwarz und Weiß, die jedoch in ihren unterschiedlichen Mischungen ein breites Spektrum an Tönen ergeben. Nach oben hin wird das von einem gelben und einem weißen Dreieck bekrönte Arrangement dichter, farbreiner und heller. Für den Musikliebhaber und talentierten Violinisten Klee spielte das Musikalische eine große Rolle in seinem bildnerischen Schaffen. Auch in „Architektur“ suchte er den Dialog mit der Musik: Die „Töne“ der Farben finden ebenso ihre Analogie im Klang wie die rhythmisch orchestrierte Komposition und das an eine Tonleiter erinnernde Aufsteigen von dunkel nach hell. Nimmt man hinzu, dass das Gemälde auch textile Züge trägt – es assoziiert eine Webstruktur oder ein Flickenwerk –, so passt das Wort „Klangteppich“ bestens. | Christina Thomson