Gipsbüste Fritz Reuter von Prof. Bernhard Afinger , 1869. 54,0 x 45,0 x 25,0 cm. Guss der Gipsgießerei Claudio und Aurelio Micheli, Berlin. Rückseitig am Schulterabschnitt bezeichnet "Eigenthum der Gebrüder Micheli Berlin", am linken Schulterabschnitt "F. Afinger Eisenach. 1869."
Während der Modellsitzungen zum Porträt Ernst Moritz Arndts für das 1856 in Greifswald enthüllte Rubenow-Denkmal hatte der Bonner Professor den Bildhauer auf Reuters Schriften hingewiesen, die bald zu dessen bevorzugter Lektüre wurden, was seine Absicht weckte, nun auch die Züge seines Lieblingsautors zu modellieren, den persönlich anzusprechen ihm aber der Mut fehlte. Ferdinand Jühlke (1815-1893), der seit 1866 als Nachfolger von Peter Joseph Lenné (1789-1866) als königlicher Hofgartendirektor in Potsdam amtierte, war ein enger Freund Reuters, hatte sogar dessen Garten in Eisenach angelegt und war offenbar so gut mit Bernhard Afinger (1813-1882) bekannt, dass er dem Dichter im Mai 1869 dessen Porträtwunsch ans Herz legte. Reuter erklärte sich nach anfänglicher Skepsis bereit, den Bildhauer daheim zu den notwendigen Modellsitzungen zu empfangen, woraus „glückliche September- und Oktobertage“ werden sollten, die Afinger im zusehends vertrauteren Umgang mit Reuter und dessen Gattin Luise verlebte.
Bei Beendigung des Tonmodells versprach der Künstler, dem Dichter den ersten Gipsabguss zu Weihnachten übersenden zu wollen, doch bestimmte Reuter zunächst andere Adressaten und war willens, bis zur Vollendung der bereits vereinbarten Marmorversion und des zugleich in Auftrag gegebenen Postaments auf den Besitz eines Gipsabgusses zu verzichten, obwohl sein Porträt bereits beste Kritiken geerntet hatte. Im Mai 1870 überbrachte Afinger Reuter schließlich die marmorne Fassung des Dichterbildes, die im Oktober auch ihren auf Wunsch des Dargestellten gefertigten Sockel erhielt.